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Franz Michael Hecht
Die Spitalrechnungsbücher der Jahre 1790 bis 1799 sind verschollen;
gesicherte Fakten gibt es deshalb erst wieder ab dem Jahre 1800. Dadurch
weiß man, welche Ärzte an der Schwelle zum neuen Jahrhundert in Euenheim
praktizierten.
An erster Stelle steht Dr. Johann Peter Tümmel, fürstbischöflicher Hofrath
und Stadtphysicus von Ettenheim. Dr. Tümmel heiratete, nachdem er
bereits vier Jahre lang in Ettenheim wohnte, am 1. Februar 1796 Maria
Franziska Müller, Tochter des Ettenheimer Amtsschultheißen Johann Baptist
Müller und der Ursula Stölcker."2 Bei der Taufe eines Sohnes der Eheleute
am 8.1.1799 ist im Taufbuch der Beruf des Vaters angegeben: „medi-
cinae Doctoris et Physici hujatis nec non Serenissimi nostri Medici" (Doktor
der Medizin und hiesiger Arzt, ebenso Arzt unserer hochfürstl. Durchlaucht
). Dr. Tümmel bewohnte mit seiner Familie in Ettenheim das ehemalige
Schaffneihaus des Klosters Ettenheimmünster (Kirchstraße 8). Er verkaufte
dieses Haus am 28.10.1807 an den Assistenzarzt Dr. Anselm
Schlecht zu einem Kaufpreis von 2.700 Gulden."3
Dr. Tümmel erhielt vom Spital anteilmäßig eine jährliche Besoldung
von 25 fl bar ausgezahlt (Abbildung 4).114 Außerdem erhielt er laut Bürgermeister
-Rechnung des Benedict Werber für das Jahr 1800 von der Stadt
eine Physicatsbesoldung von 100 fl. Im Jahre 1804 wurde Dr. Tümmel
vom Großherzog mit dem Titel Hofrath ausgezeichnet. Bis zum Jahre 1804
war er Stadtphysicus in Ettenheim und wurde dann Stadtphysicus in Offenburg
. Dr. Tümmel wurde im Jahre 1810 wegen Vergehen bei der Rekrutierung
eine bedeutende Geldstrafe auferlegt, 1824 wurde er Physicus in
Emmendingen, 1826 pensioniert, am 13. März 1836 starb er in Emmendingen
.1 15
Über die Persönlichkeit des Dr. Tümmel informiert eine Beurteilung,
die der badische Landvogt von Roggenbach bezüglich verschiedener
Amtsinhaber am 16. Oktober 1802 an den badischen Markgrafen Carl
Friedrich schickte; hierin schrieb er: „Der Physikus Thiimel ist ein
geschickter und glücklicher Arzt. "116
Diese Beurteilung war offensichtlich zutreffend; denn sowohl Dr. Tümmel
wie auch der Leibarzt des Kardinals, Dr. Erhart, wurden im Testament
des Kardinals Rohan lobend erwähnt und dem badischen Markgraf empfohlen
.
Dr. Heinrich Erhart war der fürstbischöflich straßburgische Leibchirurg
von Kardinal Rohan (Abbildung 5). Er war mit diesem 1790 von Zabern
nach Ettenheim gekommen."7 Schon in Zabern war er Leibmedikus und
Chirurg des Kardinals Rohan gewesen, wie zuvor sein Vater beim dritten
Kardinal aus dem Hause Rohan, Louis Cesar Constantin Prince de Rohan-
Guemene-Montbazon (Bischof von Straßburg 1756-1779). Die Familie Erhart
war etwa 20 Jahre lang in Zabern tätig gewesen und stammte angeb-
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