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Franz Michael Hecht
Um einen kleinen Einblick in das Finanzgebaren des Spitals zu geben,
sei die Rechnungslage des Jahres 1802 kurz skizziert:200
Im Jahre 1802 hatte das Ettenheimer Spital Einnahmen in einer Gesamthöhe
von 17.216 fl 2 ß 3 2/3 d. Die Einnahmen bestanden vor allem aus
Kapitalzinsen verliehener Gelder - wobei die Zinsen meist an Martini zu
entrichten waren -, aus Zinseinnahmen für verliehene landwirtschaftliche
Güter und Matten, aus dem Erlös von Wein- und Früchteverkauf, aus der
Zurückzahlung früher ausgeliehener Kapitalien.
Diesen Einnahmen standen Ausgaben in Höhe von 16.319 fl 8 ß 2 d
gegenüber. Damit ergab sich ein Gewinn von 896 fl 4 ß 1 1/3 d.
Die ausgeliehenen Kapitalien betrugen über 14.582 fl. An die Hausarmen
der Stadt, aufgeführt sind 64 Namen, wurden wöchentlich Almosen in
einer Höhe von 2 bis 5 ß ausgezahlt, insgesamt über 917 fl. Studiert man
die Namenslisten, so zeigt sich, dass vor allem Witwen und Kinder eine finanzielle
Unterstützung erhielten.
Außerdem erhielten zahlreiche Personen zur Unterstützung ein spezielles
Almosen; einige wenige Beispiele dafür: Sebastian Hatt 2 fl, um ihm
eine Kur im Bad St. Landelin zu ermöglichen;201 dem Taglöhner Sebastian
Binz von hier, der sich bei einer Holzfuhr das Bein gebrochen hatte, 12 fl
zur Unterstützung der Heil- und Curierkosten;202 Joseph Hog 12 fl wegen
einer Fraktur des Fußes bei Arbeiten im Genossenschaftswald;203 ferner
entrichtete der Spitalschaffner dem Baptist Kollefrath eine ihm vom Stadtrat
bewilligte Entschädigung wegen seiner am Fronleichnamstag von den
Böllern erhaltenen Wunde mit 15 fl 8 ß 5 d.204
Außerdem bezahlte der Spitalfonds bei Begräbnissen der Spitalinsassen
und der armen Kranken die Kosten für Totengräber, Sargträger, Pfarrer,
Messner und den Totenbaum. Insgesamt wurden über 1.055 fl für die Armen
der Stadt ausgezahlt.
Dahingegen wurden für die fremden Armen, die in die Stadt gekommen
waren, über das ganze Jahr hinweg insgesamt nur 5 fl 5 ß 8 d für Wein und
Brot gezahlt. Das war wenig, vor allem, wenn man bedenkt, dass dem Bettelvogt
, der im Jahre 1803 als Polizeidiener bezeichnet wird, wegen Abhaltung
fremder Bettler seine vom Stadtrat bestimmte Jahresbesoldung mit
25 fl vergütet und ihm die Dienstkleidung mit fast 20 fl bezahlt wurde.205
Fremde Arme gab es in diesen unruhigen Zeiten mehr als genug, doch
waren sie, wie überall, auch in Ettenheim nur ungern gesehen.
Im Spitalgebäude war die Armenstube vermutlich nur dürftig ausgestattet;
Indizien für diese Annahme finden sich ebenfalls in den Rechnungsbüchern
des Jahres 1802: so wurden für 20 Stück in die Armenstube abgegebenes
Stroh 6 fl bezahlt; und eine in der Armenstube (im Jahre 1803) angeschaffte
Bettlade kostete 4 ß 6 d.
Bau- und Reparaturkosten am Spital schlugen im Jahre 1802 mit 118 fl
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