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Franz Michael Hecht
zögerte nicht, diesem Rufe Folge zu leisten, und alle ihre sieben Mitschwestern
schlössen sich ihr freudig an ... Als Unterkunft wurde ihnen
das Armenhaus von Euenheim angewiesen ... Schwester Vinzenz Lamy, die
sich in Hagenau bewährt hatte, wurde als Oberin bestätigt. "21°
Im Spital wurde „ein einziger Raum für die Schwestern hergerichtet ...
In diesem mussten sie am Tag arbeiten, ihre ärmlichen Mahlzeiten einnehmen
und des Nachts ihre Lager bereiten, wobei für je zwei nur ein Bett vorhanden
war. Nur geringe Einkünfte standen zur Verfügung; sie waren auf
Almosen und den Ertrag ihrer Hände Arbeit angewiesen. An allem war
Mangel, nur nicht an Arbeit
„In der Pflege der Kranken" im Spital „und in der Stadt und im Unterricht
der zahlreichen Flüchtlingskinder sowie der weiblichen Jugend von
Euenheim fanden die Schwestern einen arbeitsreichen Wirkungskreis, der
bald weit über die Mauern des Hauses hinaus wuchs". Mehrere Schwestern
starben, die Lücken wurden notdürftig durch andere Ordensschwestern
der Kongregation geschlossen, die nach Ettenheim kamen, sowie auch
durch den Neueintritt junger Frauen in die Ordensgemeinschaft. Im Winter
1796 und Frühjahr 1797 brachten Kämpfe zwischen Österreichern und
Franzosen neue Scharen von pflegebedürftigen Soldaten in die Lazarette.
„Übermenschliche Anstrengungen wurden von den Schwestern verlangt,
die Tag und Nacht die Schrecken des Krieges in nächster Nähe erlebten. "
Unterdessen hatte sich „der Ruf von den heldenmütigen Leistungen der
Schwestern im Lande verbreitet Am 28.2.1798 kam der Spitalvikar
Johann Nepomuk Müller von Freiburg nach Ettenheim, um drei Schwestern
zur Versorgung und Betreuung der Kranken des dortigen Spitals zu erbitten
. Trotz der personellen Verluste in Ettenheim sagte Kardinal Rohan
sofortige Hilfe zu. „Daß die Schwestern im Freiburger klinischen Hospital
sich bewährten und ihre Obliegenheiten zur Zufriedenheit sowohl des Magistrats
als auch der Professoren der medizinischen Fakultät erfüllten, geht
daraus hervor, daß auf ihren Wunsch zum 1.5.1803 eine vierte Schwester
aus Ettenheim nach Freiburg berufen wurde. "211
Im Frühjahr 1804 reiste Oberin Schwester Vinzenz Lamy nach Zabern,
um die Rückkehr der Kongregation nach Zabern vorzubereiten. Am 16.
Oktober 1804 wurde die Niederlassung in Ettenheim aufgelöst. An diesem
Tag unterzeichnete Schwester Jakobea Martz die letzten Quittungen für die
Spitalverwaltung von Ettenheim.212
Der Tod Kardinal Rohans
Kardinal Rohan starb am 16. Februar 1803 kurz vor Mitternacht. Wie es
heißt, an einer Influenza-Epidemie: „gros rhume, maladie epidemique qui
regne en ce moment"213; nach Angabe von Pater Stöber „an einer Lungenentzündung
"214.
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