http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0096
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Josef Werner
Pfründner Hausinsassen
finden. Man war sehr sparsam, denn meist wurden zur Versorgung nur 30
Kreuzer vergeben. Es kam deshalb niemand auf die Idee, die kargen Mittel
„zu verprassen". Als großzügiger Spender erwies sich mehrfach Alt-Adlerwirt
Ignaz Wörner von Appenweier, der auch Besitzer des alten von
Wiedergrün'schen Schlösschens im gleichnamigen Zinken Wiedergrün
war. So spendete er u.a. zu Ostern drei Gulden für die Erstkommunikanten
. Der Armenfond steuerte noch ein paar Gulden zu, so dass die bedürftigen
Erstkommunikanten trotz Armut ein bescheidenes Erlebnis hatten.
Oftmals wurden an die Armen ein paar Kreuzer zur Beschaffung einer
„Bettstatt", einem Paar Holzschuhe oder vielleicht auch nur für ein Paar
Strümpfe gegeben. Die Schüler aus ärmeren Familien erhielten regelmäßig
das Schulgeld bezahlt und wurden auch mit Papier, einer Tafel oder einem
Griffel ausgestattet. „Notorische Armut" war vielfach anzutreffen und die
Industrieschülerinnen erhielten deshalb auch 3/8 Pfund blaue Baumwolle,
um Strümpfe zu stricken. Kaufmann Geiler war Lieferant von Schulbüchern
und sonstigem Schulmaterial, das an die mittellosen Schüler ausgegeben
wurde. Der vermögenslose Schusterlehrling Aloyis Kiefer erhielt eine
Beihilfe für seine „Freysprechung" und der Schustergeselle Ziriak Vollmer
erhielt eine Beihilfe, damit er auf die Walz gehen konnte. Ebenso wurde
armen Lehrlingen das „Lehrgeld" bezahlt, damit sie von ihrem Meister
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