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Über das Gesundheitswesen in der Landgemeinde
Willstätt
Ingrid Hahn
Die medizinische Versorgung
Erst im 19. Jahrhundert findet man Einträge und Aufzeichnungen über die
medizinische Versorgung in Willstätt.
Bis ins 20. Jahrhundert schenkte die Bevölkerung der Hygiene und Vorbeugung
aus Unkenntnis und Geldmangel wenig Aufmerksamkeit. Seuchen
traten häufig durch unsauberes Wasser, feuchte und kalte Wohnungen
, mangelnde und schlechte Ernährung, sowie die immer wiederkehrenden
Hochwasser auf. Die im Land zuständigen Bezirksämter bemühten
sich durch Verordnungen um Reinlichkeit in Haus und Hof und führten regelmäßige
Kontrollen über die Einhaltung der vorgeschriebenen Maßnahmen
durch. Der Orts-Armenrat musste die Arzt- und Medikamentenkosten
minderbemittelter Bürger übernehmen.
Hebammen in Willstätt
Das Hebammenwesen hatte eine große Bedeutung und spielte eine wichtige
Rolle in der Dorfgemeinschaft.
Während der Schwangerschaft übte die Hebamme eine beratende Funktion
aus. Nach einer Geburt garantierte sie 14 Tage die Wochenbettversorgung
. Sie behandelte Brustentzündungen, übernahm die Intimpflege der
Wöchnerin und kontrollierte die Körpertemperatur, um dem Kindbettfieber
entgegenzuwirken. Sie war für die Nabel- und Körperpflege des Säuglings
verantwortlich und überprüfte die Stillfähigkeit der Mutter. Gleichzeitig
kümmerte sie sich um die Familie, wenn keine Angehörigen aushelfen
konnten und übernahm auch kleinere medizinische Behandlungen. Trotz
der fachlichen Beratung und Behandlung durch eine Hebamme war die
Kindersterblichkeit hoch.
Bis ins 20. Jahrhundert sprach man von den „Sechs-Wöchnerinnen",
d.h. die Mutter sollte sich sechs Wochen lang nach einer Geburt schonen.
Diese Schonung war nur möglich, wenn die Familienangehörigen oder
Nachbarn die Pflege und die Hausarbeit übernahmen.
Die ersterwähnte Hebamme war Barbara Baaß. Ihre Tochter, in nachfolgendem
Text als „Elisabeth Wandres alt" erwähnt, war ebenfalls Hebamme
.
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