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Ingrid Hahn
Dr. Bernhard Klinger
Auf die im Jahre 1948 vakant gewordene Arztpraxis Scheer bewarb sich
der Berliner Arzt Dr. Bernhard Klinger. Er zog 1951 mit seiner Frau und
den fünf Kindern in die untere Wohnung des „Doktorhauses" Scheer ein.
Klinger wurde 1909 in Berlin geboren. Als er acht Jahre alt war, starb
seine Mutter. Ihre Erkrankung und der frühe Tod haben in ihm den Wunsch
geweckt, Arzt zu werden. Die Finanzierung des Studiums erforderte von
seinem Vater, einem Geschäftsinhaber, große Opfer. Nach der Promotion
und Fachausbildung zum Geburtshelfer in der Charitee Berlin bekam er
1939 im Gesundheitsamt Königsberg/Ostpreußen eine Anstellung als Medizinalrat
. Zwei Jahre später übernahm er in Bielitz/Oberschlesien die Leitung
des Krankenhauses. 1942 wurde er als Sanitätsarzt eingezogen und
geriet 1945 in russische Gefangenschaft. Seine Frau flüchtete mit ihren
fünf Kindern vom elterlichen Gut in Mittelschlesien zu ihrer Schwester
nach Sachsen. 1949 wurde Dr. Klinger aus der Kriegsgefangenschaft nach
Konstanz entlassen, wo er ein Jahr später mit seiner Familie zusammentraf.
Vom Flüchtlingslager Konstanz trat Familie Klinger die Reise nach
Willstätt an. Die Kinder hatten sich nach kurzer Zeit im Dorf und in der
Schule gut eingelebt. In Willstätt wurden zwei weitere Kinder geboren.
Der Wohnraum war knapp bemessen, ebenso die Finanzen. Die Großfamilie
wurde von Mitbürgern mit Naturalien unterstützt.
20 Jahre versorgte Dr. Klinger als Allgemeinmediziner, Geburtshelfer
und Internist verantwortungsbewusst seine Patienten. Anfang 1971 gab er
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