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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 133
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Über ein furchtbares Kapitel Unmenschlichkeit - Buchenwald ist überall

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Karl Gebhardt51 hingegen, Leibarzt Himmlers und verantwortlich für Menschenversuche
in Ravensbrück, welcher zu seinem Schutz beim Nürnberger
Ärzteprozess die Behauptung aufgestellt hat, von Hitler zum letzten
Präsidenten des DRK52 ernannt worden zu sein, wurde genauso wie Karl
Brandt53, seines Zeichens seit dem 25. August 1944 „Reichskommissar für
das Sanitäts- und Gesundheitswesen" und zuvor „Euthanasiebeauftragter
des Führers", am 20. August 1947 im sog. „Nürnberger Ärzteprozess"54
vom L. Amerikanischen Militärgerichtshof zum Tode verurteilt und später
auch hingerichtet.

Die „humanitäre Haltung" der SS-„Sanitätsdienstgrade" spiegeln übrigens
die Worte des SS-Sanitäts-Hauptscharführers Friedrich Wilhelm wider
, welcher einen Häftlingspfleger, der im KZ Buchenwald einen Kranken
zum Bad führen wollte, anschrie: „Was fällt Dir ein, so ein Wrack zu baden
? Aus dem machen wir Seife!"55 Damit aber lag der Hauptscharführer
auf dem Niveau seiner ärztlichen Vorgesetzten: Der gebürtige Freiburger
Hoven konnte als Lagerarzt Häftlinge mit Evipannatrium-Spritzen ermorden
und danach lässig mit einer Zigarette aus dem OP-Saal schlendern, indem
er die Melodie vor sich hinpfiff „Und wieder geht ein schöner Tag zu
Ende ,.."56

Nach Aussage des Präsidenten des Reichsgesundheitsamtes, Hans Reiter
, war der Arzt „biologischer Soldat". Deshalb hatte Reiter beim 60. Jubiläum
des Reichsgesundheitsamtes in Berlin gesagt: „Jedes vorzeitige Sterben
eines Menschen (vor dem 65. Lebensjahr) gestattet nicht die volle
Ausnutzung seines Geburtswertes".57

Juden, Sinti und Roma, politisch, weltanschaulich oder religiös anders
Denkende oder vermeintlich sozial nicht Angepasste hatten damals keinen
Geburtswert.

Ob KZ-Arzt Erich Wagner wohl Verbindungen zu seinem Kollegen, dem KZ-
Arzt Gustav Ortmann, 1940/41 Lagerarzt in Sachsenhausen und Dachau, hatte
? Der 1904 in Gelsenkirchen geborene SS-Obersturmbannführer (welcher
im August 1942 mit KZ-Arzt Sonntag58, der zur Aufnahmeuntersuchung stets
mit der Reitpeitsche erschien, im „Russlandeinsatz" war) verkroch sich nach
1945 ebenfalls in Lahr und starb 1979 in Kippenheim, nachdem die Staatsanwaltschaft
Freiburg ein Ermittlungsverfahren eingestellt hatte.59

Laut einer „Anweisung für die Überprüfung der während des Nazi-Regimes
vollzogenen Ehrenpromotionen und Promotionen" der „Deutschen
Verwaltung für Volksbildung" vom 11. April 1947 wurden seitens der Fakultäten
der in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone gelegenen
Universitäten, so auch an der Universität Jena, die Ehrenpromotionen und
Promotionen einer Kontrolle unterzogen: „Entsprechend wurde die Promotion
Wagners als nicht anerkennenswert von der Medizinischen Fakultät
beurteilt. "60


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