Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 187
(PDF, 120 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0187
Hirudo medicinalis in Kehl: Die blutige Karriere eines Ringelwurms

187

tischen Wundbehandlung (Blutegel lassen sich weder desinfizieren noch
sterilisieren, ohne sie zu töten) wurde die Blutegelbehandlung gegen Ende
des 19. Jahrhunderts in der Volksmedizin aufgegeben.

Blutegeltherapie seit dem 20. Jahrhundert

Ende der 1920er bis in die 1950er Jahre besann man sich wieder auf die
Domäne der Blutegelbehandlung: das Lindern von Beinleiden wie Venenentzündung
, Krampfadern, Thrombosen oder offenen Beinen. Nach einer
gewissen Stagnation von über 30 Jahren interessiert man sich seit den
1980er Jahren wieder für diese Therapie, als mehrere Wirkstoffe im Speichel
des Medizinischen Blutegels entdeckt wurden. Zudem hoffte die Pharmaindustrie
mit neuen Produkten eine Marktlücke zu schließen. Doch davon
später.

Unter Umständen können Blutegel bei entzündlichen Prozessen helfen,
Antibiotika zu sparen oder sogar eine Operation zu vermeiden. So empfehlen
Befürworter dieser alternativen Therapie diese Behandlung u. a. bei
Furunkeln, Tennisarm, Schleimbeutelentzündung, bei chronisch gestauter
Leber, Trigeminusneuralgie, Gelenkrheumatismus, manchen Formen der
Migräne, Asthma, Bronchitis, Gicht und Gürtelrose. Darüber hinaus werden
Blutegel in Osteuropa in der kardiovaskulären Bypass-Chirurgie und
der Unfallchirurgie eingesetzt, wo sie nach dem Annähen abgetrennter
Gliedmaßen bei der Durchblutung helfen sollen.

Bei bestimmten Erkrankungen, z. B. bei sehr niedrigem Blutdruck, bei
Blutern, starken Allergien oder schweren chronischen Erkrankungen, Geschwüren
im Magen-Darm-Trakt, schwacher Konstitution, schlechter Heilungstendenz
oder regelmäßiger Einnahme blutverdünnender Mittel sollte
eine Blutegelbehandlung wegen des hohen Risikos unterbleiben.

Blutegel können auf Vorbestellung über Apotheken oder direkt vom
Züchter oder Importeur bezogen werden. „Sie kommen in einer verschlossenen
Styroporschachtel, die mit feuchtem Moos ausgekleidet ist.
Darin liegt ein fest zugeschnürtes Leinensäckchen, in dem sich die Blutegel
befinden. "I4

Um fatale Folgen auszuschließen (Bei einem Kleinkind kann ein einziger
Blutegel - an die falsche Stelle gesetzt - zur Verblutung führen.15),
sollten sich die Patienten von einem erfahrenen Therapeuten ambulant in
einer Praxis oder Klinik behandeln lassen. Am besten geschieht dies morgens
, da die Behandlung zeitaufwendig ist. Je nach Krankheitsbild, Konstitution
des Patienten, Größe der Blutegel und Häufigkeit der Anwendung
werden in der Regel zwei bis vier Blutegel verwendet.

„ Er sauft, wie manche Menschen, so lange, bis er nicht mehr kann."


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0187