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Gesundheit und Krankheit im Spiegel einiger Beitrüge der 85 Jahrgänge der „ Offenau"
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Laut der Satzung des Bezirksspitals mussten vom Rat und Obervogt zu
Triberg zwei Spitalpfleger und Siechenhauspfleger bestellt werden, die zusammen
Rechenschaft gegenüber einer besonderen Kommission abzugeben
hatten. Ihr gehörten der Obervogt, der Rat und der Pfarrer und je zwei
Schonacher und Nußbacher Vertreter an.19
Aufgrund der industriellen Revolution kam es zu einem vermehrten Zuzug
von Menschen nach Furtwangen. Daraus resultierte die Notwendigkeit
, selbst ein Krankenhaus zu bauen. Somit bot das Verbleiben der Gemeinde
im Spitalverband für diese keinen Vorteil. Deshalb stellte sie 1906
den Antrag auf Ausscheiden aus diesem Gremium. Ihr schlössen sich die
benachbarten Gemeinden Gutenbach und Neukirch an. 1908 kam es zur
Regelung, derzufolge diese drei Gemeinden am Verwaltungsleben des Spitalverbandes
nicht mehr teilnehmen mussten. Ein endgültiges Ausscheiden
der Gemeinde Furtwangen wurde vom Spitalverband aber nicht akzeptiert.
Er war der Ansicht, dass aufgrund der dann fälligen Rückzahlung des Anteils
von Furtwangen, der Spitalverband einen nicht zu rechtfertigenden
Beitrag für die Finanzierung dieses Krankenhauses hätte leisten müssen.20
Das Kreispflegeheim Bermersbach-Fußbach
Die Gründung des Kreispflegeheims Bermersbach-Fußbach ist in enger
Beziehung mit dem 3. Oktober 1863, dem Datum des Badischen Verwaltungsgesetzes
, zu sehen. Dieses wies den Gemeinden die Aufgabe zu, sich
der Fürsorge um Kranke, Schwache und Bedürftige anzunehmen. Das Verwaltungsgesetz
hatte auch die Aufteilung des Landes Baden in elf Kreise
und Amtsbezirke zum Gegenstand. Zum Kreis Offenburg zählten die
Amtsbezirke Offenburg, Gengenbach (seit 1881 mit Offenburg vereinigt),
Kork (seit 1881 Kehl), Oberkirch und Wolfach.
Im Sitzungsprotokoll der Kreisversammlung vom 29. November 1872
wurde folgender Beschluss festgehalten: „Der Kreis soll sich der Verpflegung
von Siechen durch Errichtung einer Siechenanstalt unterziehen."21
Das Seidenecksche Anwesen, welches aus einem Wirtshaus mit Ökonomiegebäude
bestand, schien dafür am geeignetsten. Der Kaufpreis war mit
12500 Gulden für die Gemeinde sehr erschwinglich. Nachdem alle Bauarbeiten
erledigt waren, konnte die Anstalt am 15. Juli 1874 eröffnet werden.
Die Zahl der Pfleglinge betrug zu diesem Zeitpunkt 15. Sie stieg bis 1. August
1878 auf 158 an, und lag 1937 bei über 200. Dem Kreisausschuss oblag
die Oberaufsicht der Anstalt. Er setzte eine Kommission ein, die die
ökonomischen und baulichen Verhältnisse sowie die Fürsorge der Pfleglinge
und die Einhaltung der Dienstpflichten durch die Wärter zu überwachen
hatte. Die Betreuung der Pfleglinge erstreckte sich nicht nur auf die Medizin
, sondern auch auf den psychologischen und seelsorgerischen Bereich
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