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Gesundheit und Krankheit im Spiegel einiger Beiträge der 85 Jahrgänge der „ Offenau"
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sehr anschaulich über die dort tätigen Bader, wie folgender Eintrag beweist
:
„1657, 1659 und 1661 ließ Andreas Mellenberger Bader hier Kinder
taufen. Er war gebürtig von Niedlingen, zwo Stund von Bern.
Donnerstags, den 23. Januar 1662 starb Andreas Mellenberger der
Bader allhie, ein Schweitzer, Zwinglianer und Weinbruder Sine Ce-
remonis".39
Die Chirurgen
Die erste Nachricht über einen in Altenheim tätigen Chirurgen datiert aus
dem Jahr 1660.
Es war Johann Michael Zimmermann, welcher mit der Tochter des
evangelischen Pfarrers Johanna Juliane Fischer verheiratet war. Die Tätigkeiten
des Chirurgen bestanden u. a. im Zähneziehen, im Impfen und in der
Behandlung von Knochenbrüchen. Die Chirurgen gaben ihren Patienten
Tee, Pulver und Mixturen aus Kräutern. Die Chirurgen erlernten ihre Fähigkeiten
bei einem Meister und nicht an der Universität, da das Fach Chirurgie
im 18. und 19. Jahrhundert nicht an Universitäten gelehrt wurde.40
Die Wundarzneidiener
In Altenheim übte Christian Schaffhauser bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
diesen Beruf aus.
Von 1851 taten dies für vier Generationen Angehörige der Familie
Leibiger. Dazu gehörte auch, Leichenschauen vorzunehmen. Alle vier
Generationen der Familie Leibiger betrieben nebenher eine kleine Landwirtschaft
.41
Die „Brüchner" und „Brüchnerinnen"
Sie waren in der Zeit, als es die uns bekannte medizinische Betreuung auf
dem Lande nicht gab, mit der Heilung von Krankheiten befasst. Die
„Brüchner" und „Brüchnerinnen" können zu einem Teil mit den uns bekannten
Naturheilpraktikern verglichen werden, denn sie verwendeten zum
Beispiel „Auszüge aus Maiglöckchen" als Herzstärkungsmittel. Ferner
nahmen sie die Aufgabe der seelischen Betreuung kranker Menschen wahr,
indem sie ihnen die Schmerzen linderten, Hoffnung gaben oder Trost spendeten
. Der wohl bekannteste Brüchner war Johann Georg Neriin. Er lebte
zwischen 1839 und 1927. Er lernte einen Teil seines Handwerks, so die
mündliche Überlieferung, beim Henker Großholz in Memprechtshofen.
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