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Andreas Klotz
Neriin lebte sehr zurückgezogen, was ihm den Ruf des Unnahbaren und
Geheimnisvollen einbrachte.
Den größten Teil von Nerlins Behandlungsmethoden umfassten Formeln
und Gebete. Sie waren von großem Umfang und hatten zum einen
christliche Züge, wie folgendes Zitat zum Ausdruck bringt: „Du Jesu wolltest
mit der himmlischen Gewalt mit Deinem Geist mich erfüllen, dass ich
die Menschen mit ihren Geistern aus der Untern Welt, die stehlen und gestohlen
haben ... zwingen und keine Ruhe lassen Tag und Nacht, dass sie
müssen laufen oder einander verathen, so wie Dich Judas verathen hat,
oder dass die Diebe das Gestohlene wieder zurückbringen ... und sich zeigen
müssen ... an dem Orte, wo sie gestohlen haben und nicht von dem
Ort und nicht von der Stelle gehen, bis sie sind gesehen...". Zum anderen
beinhalteten die Formeln Nerlins auch heidnische Gedanken, wenn es um
die Erwähnung „der Luft-, Erd- (oder) Hahnengeister" geht.
Bad Peterstal und Bad Griesbach - die wichtigsten Kurorte der Ortenau
Zum Abschluss des Themas „Gesundheit und Krankheit im mittelbadi-
schen Raum" ist es wichtig, auf Peterstal und Griesbach einzugehen. Beide
können als Kurorte mit langer Tradition bezeichnet werden, denn sie sind
über 400 Jahre alt. Die Entstehung beider Kurorte kann auf das genaue
Jahr hin nicht datiert werden. Es ist aber davon auszugehen, dass beide
Kurorte als ein Resultat der Bemühungen von Herzog Friedrich I. zu bezeichnen
waren.43
Die Badeordnungen der Jahre 1605, 1617 und 1639 zeigten, dass schon
zu früher Zeit ein reger Betrieb in beiden Kurorten geherrscht haben muss-
te, da sie das dortige Leben bis in das kleinste Detail regelten. So enthielten
die Badeordnungen Verhaltensrichtlinien für das Badepersonal und die
Badegäste. Die Anordnung, „2 klare und reine Tischweine" bereit zu halten
, sprach dafür, dass auch der Einkauf der Lebensmittel klar geregelt war.
Auch das Thema der Gesundheit der Angestellten spielte schon zur damaligen
Zeit eine wichtige Rolle, denn die Badeordnung von 1618 wies eindringlich
darauf hin, dass allein „fürnemlich gesunde Brunnenknecht oder
Wasserschöpfer" vom Badewirt eingestellt werden sollten.
Am Beginn einer jeden Badesaison wurde dem Badepersonal, den Badewirten
und den Kurgästen, die Badeordnung im Wortlaut verlesen. Der
Badewirt musste zweimal wöchentlich die Namen dem Amtmann von
Oberkirch melden.
Der Fürst garantierte den Badeanstalten einen besonderen Frieden und
Schutz: Von der Quelle zu Griesbach bis zur Kirche St. Peterstal sollte ferner
ein Burgfriede herrschen. Ein Verstoß gegen den Burgfrieden wurde
unter Strafe gestellt: „Wer diesen beständigen Burgfrieden, welchen Standes
er auch sei, (bricht) soll einer gerechten Strafe zugeführt werden".44
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