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Die Israelitische Schule Altdorf
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nicht zufrieden sein. Er schrieb am 20. November 1837 dem Bezirksamt,
der Synagogenrat wende das Schulgesetz zu seinem Nachteil an. Gemäß
der Schülerzahl müsse er höher eingestuft werden. Wieder dringt die Klage
bis zur Kreisregierung in Freiburg, wo sich eine Art Oberschulamt zu etablieren
beginnt. Der Lehrer muss zwar fünf Monate auf eine Antwort warten
, bekommt schließlich jedoch Recht.
Was die Anzahl der jüdischen Schüler 1837 im Amtsbezirk Euenheim
betrifft, so steht Altdorf hinter Schmieheim an zweiter Stelle.12 (In Kippenheim
gab es drei Volksschulen, eine katholische, eine evangelische und einejüdische
.)
Ort
Christen
Christi. Schüler
Israeliten
Israelit. Schüler
Schmieheim
625
119
398
58
Altdorf
1006
190
278
43
Kippenheim
1833
290(120ev.+170 kath.)
157
34
Rust
1544
269
205
30
Die Israelitische Gemeinde Altdorf trägt sich 1840 mit dem Gedanken, eine
eigene Schule zu bauen. Sie möchte die Entscheidung jedoch vom Beitrag
der Kommune abhängig machen und beantragt einen Zuschuss von
2.130 Gulden.13 Da Bürgermeister und Rat auf stur schalten, schlägt die jüdische
Gemeinde wiederum den Beschwerdeweg ein. Die Regierung des
Oberrheinkreises Freiburg erklärt salomonisch, dass der Betrag erst fällig
werde, wenn die Israelitische Gemeinde mit dem Bau der Schule bereits
begonnen habe. Dies sei aber nicht der Fall. Für den Synagogenrat war diese
Auskunft wohl zu unsicher. Die Schule wurde nicht gebaut.
1845 wird das Schulgesetz erneut nachgebessert. Erstmals erklärt sich
das Großherzogtum Baden bereit, zum Gehalt der Lehrer einen Zuschuss
zu geben. Die dafür in den Haushalt eingestellte Summe ist jedoch begrenzt
. Die bewilligte Fördersumme soll gerecht auf die Lehrer verteilt
werden. Selbstverständlich soll die Zulage auch den Lehrern an den jüdischen
Schulen zugute kommen. Die Kreisregierung spannt bei der heiklen
Verteilung der Gelder die Bezirks-Rabbiner ein. Der für Altdorf zuständige
Bezirksrabbiner hat seinen Sitz in Schmieheim, der größten jüdischen Gemeinde
des Bezirks. Er soll entsprechend der Bedürftigkeit des Schul- und
Anstellungsträgers, also der israelitischen Gemeinde, die Anträge stellen.
Er orientiert sich an der Zahl der Kinder, deren Eltern das Schulgeld nicht
aufbringen können und kommt beim Altdorfer Lehrer zu einer Gehaltszulage
von 20 Gulden.14 Dies bedeutet, dass etwa für die Hälfte der Kinder
kein Schulgeld bezahlt wurde. Der Lehrer von Rust erhielt 25 Gulden. Die
Juden in Rust waren demnach noch ärmer.
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