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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 291
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Wolfram Rombach - Offenburgs Oberbürgermeister im Dritten Reich

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Rombach behauptete später, den Boykott „für inhuman und auch für politisch
falsch" gehalten zu haben. Merkwürdig ist nur, warum er dann dem
Direktor der (städtischen) Sparkasse, Hermann Roos, Mitteilung machte,
dass einer seiner Angestellten 1934 und 1935 in einem jüdischen Geschäft
„Wareneinkäufe getätigt" habe und Roos bat, „gegebenenfalls die geeignet
erscheinenden Massnahmen" zu ergreifen.12 „In der Judenfrage waren für
mich humanitäre und politische Zweckmäßigkeitserwägungen massgebend
", liest man in seinen Erinnerungen.13 Offensichtlich gehörte Denunziation
im Einzelfall auch dazu.

Alle antijüdischen Maßnahmen seien nicht in seine Zuständigkeit gefallen
, rechtfertigte sich Rombach später. Dabei ignorierte er die Tatsache,
dass er bis 1936 der wichtigste politische Leiter der Partei im Kreis Offenburg
war und auch danach im Amt des Oberbürgermeisters ein herausragender
Repräsentant des Regimes blieb, so dass er sich nicht mit der rein
formalen Abgrenzung von Zuständigkeitsbereichen entschuldigen kann.
Nur als Entgleisung kann man die Behauptung werten: „Im übrigen kann
ich mich nicht entsinnen, in Offenburg jemals einen Juden mit einem gelben
Stern gesehen zu haben ..."'4 Auch nach der Deportation der badischen
Juden nach Südfrankreich im Oktober 1940 lebten noch einzelne Juden
in Offenburg, die seit 1941 den Judenstern tragen mussten.

Auf seine Fahnen schrieb er sowohl während als auch nach der Zeit des
Dritten Reiches alle Errungenschaften des „nationalsozialistischen Aufbaus
", die unter seiner Leitung vollbracht worden waren. Dazu zählten etwa
der Bau neuer Siedlungen und Wohnungen, die Maßnahmen im Bereich
des Tiefbaus, die Verbesserung der kommunalen Infrastruktur, beispielsweise
die Neuerrichtung der Ortenauer Milchzentrale oder der Bau
der Schlachtviehhalle usw. Wegen der Personalunion zwischen Oberbürgermeister
, Kreisvorsitzendem und Kreisleiter konnte er in den ersten Jahren
nach der Machtergreifung seine kommunalpolitischen Pläne ohne politische
und bürokratische Komplikationen durchziehen. Seine Lebensaufgabe
erblickte er darin, Offenburg „zu einer in jeder Beziehung attraktiven
und darum auch echten Zentrale Mittelbadens zu machen und in vernünftigem
Rahmen auch zu einem gewissen politisch-kulturellen Gegenpol gegen
die große, leider 1918 französisch gewordene Landeshauptstadt des
Elsass, Straßburg."15 Die Förderung des Sports und der Kultur spielten dabei
eine gewichtige Rolle.16

Leider, so Rombach im Rückblick, seien ihm nur fünfeinhalb Jahre
Aufbauarbeit vergönnt gewesen, durch die bewiesen werden konnte, „was
die zusammenfassende Konzentration eines nicht entarteten nationalen Sozialismus
für die Volksgemeinschaft zu leisten vermag und nicht nur in der
Mittelstadt Offenburg geleistet hat."17

Zu einem wichtigen Datum in Rombachs politischer Biographie wurde
das Jahr 1936. Bisher war er sowohl Oberbürgermeister als auch NSDAP-


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