http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0293
Wolfram Rombach - Offenbares Oberbürgermeister im Dritten Reich
293
Zuge der Kreisreform 1936 aufgelöst bzw. in den Kreis Offenburg integriert
wurde, machte ihn die Partei zum - nunmehr hauptamtlich bezahlten
- Kreisleiter von Offenburg.
Oberbürgermeister und Kreisleiter hießen also weiterhin Rombach, nur
dass es sich jetzt um zwei verschiedene Personen handelte, zudem um zwei
unterschiedliche Charaktere. Auch wenn Wolfram Rombach über Karl
Rombach schrieb, dieser sei ein „überzeugter Nationalsozialist" gewesen -
galt das, nebenbei gefragt, für ihn nicht auch? - dabei „bauernschlau und
überraschend klug taktierend [...] Zum Radikalisten entwickelte er [Karl
Rombach; Anm. des Autors] sich - offenbar unter dem Einfluss des Gauleiters
- erst im Laufe der Kriegsjahre"20, dann kann das nicht darüber hinweg
täuschen, dass das politische und persönliche Verhältnis zwischen beiden
von Anfang an von spürbarer Konkurrenz und gegenseitiger Abneigung
geprägt war.
Sicherlich spielte auch die soziale Distanz eine Rolle. Mit dem Offenburger
Landrat Kurt Sander, Parteigenosse seit 1933, und mit dem Freiburger
Landeskommissär Paul Schwoerer, der kein frühes Parteimitglied war, kam
der Oberbürgermeister nach eigenem Bekunden deshalb gut aus, weil „wir
alle drei der gleichen Gesellschaftsschicht angehörten, national eingestellt,
evangelisch und nicht zuletzt ,gelernte' Juristen waren"21. Das traf auf den
Müller Rombach nicht zu, und auf Gauleiter Wagner auch nicht, welcher
aus seiner Aversion gegen Akademiker und Intellektuelle nie einen Hehl
machte.22 Tatsache ist, dass sich der Kreisleiter in allen Konfliktfällen auf
seinen Gauleiter verlassen konnte. Und Reibungspunkte gab es zahlreiche.
Dazu gehörte beispielsweise die Zusammensetzung des vierzehnköpfigen
Stadtrats, dessen Mitglieder seit der 1935 erlassenen „Deutschen Gemeindeordnung
" „Ratsherren" hießen. Diese hatten nur noch beratende
Funktion und wurden gemäß dem Führerprinzip nicht mehr gewählt, sondern
auf Vorschlag des Oberbürgermeisters vom Parteibeauftragten berufen
. Aus Sicht Rombachs sollten die Ratsherren der verlängerte Arm der
Stadtverwaltung sein und in der Bevölkerung für die Maßnahmen der
Stadtverwaltung „werben". Er legte daher Wert auf „integre" Männer -
Frauen gab es in dieser Position nicht -, „die national und sozial zuverlässig
, in einer möglichst weiten Bevölkerungsschicht verwurzelt sind und
durch ihre Persönlichkeit andere Völksgenossen zur Mitarbeit verpflichten
."23 Doch genau an diesen Persönlichkeiten mangelte es, wohl nicht nur
in Offenburg. Für den Parteibeauftragten zählten ohnehin andere Kriterien.
Für ihn war wichtig, ob ein Kandidat für die NSDAP nützlich war; Vorstrafen
oder kriminelle Aktivitäten wurden geflissentlich übersehen.
Dazu ein paar Beispiele.24 1939 wurde der Kaufmann August Diebold
als Ratsherr entlassen, weil er in alkoholisiertem Zustand Stadtverwaltung
und Stadtrat öffentlich beschimpft hatte. Er war von seinem Kollegen,
Ortsgruppenleiter Oskar Wiegert, der in der Bevölkerung als Denunziant
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0293