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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 295
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Wolfram Rombach - Offenbares Oberbürgermeister im Dritten Reich

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die 1948 Verurteilten fand er sogar noch mildernde Umstände: „Beiden
hätte allerdings m. E. strafmildernd zugebilligt werden müssen, dass sie
nicht aus blindem Rassenfanatismus, sondern lediglich aus Gründen entarteter
Parteiideologie vermutlich auf Befehl und in einer verständlichen Erregung
gehandelt hatten."28 Diese Feststellung offenbart einmal mehr das
Grundmuster von Rombachs Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus:
Dieser sei an sich ein gutes System gewesen, nur leider im Laufe der Zeit,
besonders seit Kriegsbeginn, entartet.

Nach dem 9. November 1938 ging es um die Verwendung der ehemaligen
Synagoge. Der Stadtrat wollte das Vorderhaus, ohne den Betsaal, als
Lager nutzen, während der Kreisleiter das im Innern demolierte, aber äußerlich
intakte Gebäude am liebsten abgerissen hätte. Die Stadt schlug
1939 die Einrichtung einer Turmhalle vor, was der ideologisch verblendete
Kreisleiter wie folgt ablehnte: „Es ist unmöglich, daß in demselben Raum,
in dem sonst das Judentum Pläne gegen die Zerstörung des deutschen Volkes
geschmiedet hat, in der Zukunft deutsche Menschen sich körperlich ertüchtigen
sollen."29 Während des Krieges wurde das Haus schließlich doch
genutzt: zur Einlagerung der Naturaliensammlung des städtischen Museums
, von einer Kartonagenfabrik, die Munitionsverpackungen herstellte
und zur äußerst notdürftigen Unterbringung von Zwangsarbeitern.30

Als im Zusammenhang mit der Diskussion über die Synagoge Kreisleiter
Karl Rombach die Ratsherren zu einer Besprechung in seine Geschäftsstelle
einlud, verwahrte sich der Oberbürgermeister gegen diesen Verstoß
gegen die Gemeindeordnung und das „Führerprinzip des Gemeindeleiters".
Die angerufene Gauleitung folgte der listigen Argumentation Karl Rombachs
: Der Kreisleiter habe sehr wohl das Recht, mit Parteigenossen, die
zufällig eben auch Ratsherren und Beigeordnete seien, über Angelegenheiten
der Partei zu sprechen. Die Ratsherren gaben ihrerseits an, „als Parteigenossen
" der Einladung gefolgt zu sein. Nur einer hielt treu zum Oberbürgermeister
, der Erste Beigeordnete Robert Fellhauer, der prompt sein
Fernbleiben nicht nur schriftlich rechtfertigen musste, sondern auch in die
Kreisleitung einbestellt wurde.31

Das Beispiel zeigt: Viele Konflikte waren nichts anderes als Gerangel
um Kompetenz und Macht. Mit „Widerstand" gegen das nationalsozialistische
Regime hatten sie rein gar nichts zu tun. Da sie aktenkundig geworden
waren, konnte Wolfram Rombach sie allerdings später bei seinem
Spruchkammerverfahren geschickt nutzen. Er interpretierte sie einfach um
- als Beleg für seine angeblich oppositionelle Haltung gegen die Partei.

1942 stellte Wolfram Rombach fest: „Eine Bereinigung des Verhältnisses
Kreisleiter - Oberbürgermeister ist nicht zu erwarten. Denn es handelt
sich hierbei in erster Linie nicht um Temperamentsunterschiede usw., sondern
um konträre Auffassungen über weltanschauliche Grundfragen: Ich
stehe [...] auf dem Standpunkt, dass der politische Soldat genau so gut wie


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