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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 296
(PDF, 120 MB)
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Ludger Syre

der Angehörige der Wehrmacht zur Beachtung grundlegender Führergesetze
und Erlasse verpflichtet ist. Der Kreisleiter dagegen fordert zur Übertretung
wichtiger Bestimmungen nationalsozialistischer Grundgesetze auf,
setzt sich selbst über Gesetze usw. hinweg und unterdrückt jede gegenteilige
Meinung stur und brutal. Ich vertrete die Ansicht, dass gerade in der
Kriegszeit mit kompromißloser Härte gegen Zerfallserscheinungen in der
Heimat vorgegangen werden muss, während der Kreisleiter urkundlich
nachgewiesene Verfehlungen führender Parteigenossen in einer Weise
deckt, dass dadurch in breitesten Schichten der Bevölkerung das Vertrauen
zur nationalsozialistischen Staatsführung untergraben wird."32

Mit anderen Worten: Der Oberbürgermeister hielt seinen Gegenspieler
für korrupt, sich selbst aber für einen korrekt und human handelnden Nationalsozialisten
. „Parteipolitische Besessenheit mit Geringschätzung des
Rechtsstaatsprinzips und Überspannung des Führungsanspruchs der
Partei"33 - darin glaubte Rombach die Ursachen für die Spannungen zwischen
ihm und den Parteifunktionären festmachen zu können. Als sei das
Dritte Reich ein Rechtsstaat gewesen, als seien ausgerechnet die Juristen
Garanten rechtsstaatlicher Traditionen gewesen!

Um sich bei Differenzen mit der NSDAP und ihren politischen Leitern
besser zu wappnen, trat Rombach 1937 in die SS ein. Sojedenfalls rechtfertigte
er im Nachhinein diesen Entschluss in seinen Lebenserinnerungen.
Dort findet sich aber auch die verwegene Einschätzung, die SS sei, ganz
im Gegensatz zu den Parteifunktionären, eine „disziplinierte Elite mit Niveau
und Manieren"34 gewesen.

Überhaupt fällt in Rombachs Memoiren die positive Bewertung vieler
NS-Größen auf; Rudolf Hess zum Beispiel habe auf ihn „den Eindruck eines
kultivierten und geistreichen Weltmannes" gemacht; von Hermann Gö-
ring war er Mitte der dreißiger Jahre „restlos begeistert".35 Selbst Robert
Wagner hielt er für einen „persönlich absolut integren Mann".36 Dass er zu
ihm „nie den richtigen Kontakt" gefunden habe, führte er auf die grundsätzliche
Aversion der Lehrer gegen die Juristen zurück, auf den „Konflikt
zwischen Aktivist und Jurist". Er, Rombach, sei in den Augen des Gauleiters
„zu weich" und wegen seiner „juristischen Hemmungen" für die
Kreisleitung ungeeignet gewesen, soll ihm nach Kriegsende der badische
NS-Ministerpräsident Walter Köhler anvertraut haben.37 Das bedeutet aber
nicht, dass Wagner auch nur den geringsten Zweifel an Rombachs Regimetreue
hegte; er hätte sicherlich nicht einen Moment gezögert, Rombach aus
dem Amt zu entfernen.

Zur Stabilisierung seiner Autorität, vielleicht auch zur Stärkung seines
Selbstwertgefühls setzte Rombach alle Hebel in Bewegung, um die im Ersten
Weltkrieg nicht mehr erreichte Beförderung zum Offizier nachzuholen.
Da er auf dem linken Auge blind war, bedurfte es besonderer Hartnäckigkeit
, um zu Reserveübungen einberufen zu werden, die 1937 mit der Be-


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