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RolfPfefferle
Im Westfälischen Frieden 1648 wurden die habsburgisehen Besitzungen
im Elsass an Frankreich abgetreten. Ab 1661 beginnt Frankreich zuerst gegen
Lothringen, danach auch gegen das Elsass vorzudringen. 1672 wird
von den Franzosen die Rheinbrücke bei Kehl in Brand gesteckt. 1673 besetzen
französische Truppen Colmar, dann Schlettstadt, Oberehnheim,
Rosheim, Münster, Hagenau, Weißenburg und Landau. Die Stadtmauern
werden geschleift. 1677 erfolgt die überraschende Einnahme von Freiburg
durch französische Truppen. Die Stadt Straßburg wurde im September
1681 mitten im Frieden durch die Truppen Ludwigs XIV. besetzt. Sehr
wahrscheinlich wurde aufgrund dieser Ereignisse das Versteck angelegt.
Diese unsichere politische Lage kann den Besitzer des Münzschatzes
veranlasst haben, seine Ersparnisse in seinem Hause zu vergraben. Danach
hat vermutlich der plötzliche Tod des Hausherren die Hebung des Schatzes
und die Mitteilung des Versteckes an die Familie verhinderte.
Die älteste Silbermünze des Hortfundes wurde in der Zeit von 1554 bis
1558 geprägt. Sie trägt das Bildnis der Maria Tudor und des späteren spanischen
Königs Philipp II., die in diesen vier Jahren miteinander verheiratet
waren.
Vorstellung der einzelnen Münzen nach Ländern ihrer Prägung geordnet
Frankreich
Mit 105 Silbermünzen stellen diese den größten Anteil in den beiden Funden
dar, davon acht aus der Zeit Ludwig XIII. (1610-1643) und 98 Stück
aus der Zeit Ludwig XIV. (1643-1715). Alle Münzen sind vom gleichen
Typus, d.h. das Aversbild (Vorderseite) zeigt den König mit Namen und Titeln
und das Reversbild (Rückseite) das gekrönte französische Wappenschild
mit drei Lilien. Die Reversumschrift ist bei allen Münzen die Gleiche
: SIT NOMEN DOMINI BENEDICTUM (der Name des Herrn sei gelobt
). Danach kommt oben links das Prägejahr und die Umschrift wird unten
durch das Prägezeichen der Münzstätte unterbrochen (siehe Bild Nr. 4
und 5).
Unter Ludwig XIII. wurden nur zwei Jahre lang, nämlich 1642 und
1643, Silbertaler geprägt. Diese haben Seltenheitswert und erzielen in der
Regel auch einen sehr hohen Sammlerpreis.
Im Münzfund waren von Ludwig XIII. ein Ecu, fünf Halb- und zwei
Viertelecu.
Die lange Regierungszeit von Ludwig XIV. hat, auch durch seine zahlreichen
Kriege bedingt, große Geldmengen erfordert. Die Silbertaler wurden
in Frankreich Ecu genannt. Die Aversbilder zeigen den jugendlichen
König im Brustbild nach rechts blickend. Man unterscheidet die Münzen
nach Bildern mit kurzer und langer Wangenlocke. Die Königsbüste trägt
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