Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 402
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Heinz Nienhaus

und andere Handwerker, die für einige Zeit am Hof tätig waren) ist hier zu
finden. Über diesen Kammern, d. h. in der zweiten Hausebene, sind gelegentlich
weitere Kammern angeordnet, die über eine Treppe im Hausgang
zu erreichen sind. Letzteres gilt inzwischen auch für die Schlafkammern
der Bauersleute; die ursprünglichen Stegenkästen haben längst ausgedient.

Der ebenerdige Stall schließt sich dem Wohnteil unmittelbar an; er kann
direkt vom Hausgang aus betreten werden. Das Vieh steht hier in Reihen
quer zum First, wobei der First in gleicher Richtung wie die Falllinie des in
der Regel leicht geneigten Hanges verläuft. Keller (Kerr) findet man bei
dem Gutachtäler Haustyp je nach Baugelände entweder unter dem Wohnteil
oder hinter dem Stall bei der üblichen Hocheinfahrt, die meist auf ein
in der hinteren Hausmitte angeordnetes Tennentor führt. Gelegentlich ist
dieses Tor, das den mächtigen Dachraum des Bauernhauses erschließt,
auch ein wenig außerhalb der Hausmitte angeordnet.9

Unmittelbar hinter dem Tennentor beginnt die mit beladenen Pferdewagen
befahrbare Tenne (s'Denn), in der in früheren Jahren die Korngarben gedroschen
wurden. Das Stroh wird über dem Wohnteil auf der Bühne gelagert, das
Heu rechts und links neben der Tenne auf der Heulege, von der es durch das
Heuabwurfloch direkt in den Futtergang des Stalls geworfen werden kann.

Das gesamte Haus ist in Ständer-Bohlenbauweise, die Dachkonstruktion
als so genannter „liegender Stuhl" abgezimmert. Das heißt, bei dem Gutachtäler
Haustyp kam die bei den Höhen- oder Heidenhäusern10 übliche,
ältere Firstständerbauweise so gut wie nicht zur Anwendung, was wegen
der fehlenden Ständer eine freiere Raumaufteilung zuließ - ein besonderer
Vorteil für die Gestaltung des Wohnbereichs.

Offene Fragen zur Entstehungsgeschichte

Hinsichtlich der Entstehungsgeschichte und auch des Ursprungs der hellen
Fachwerkaußenwand der Küche in der Mitte der Giebelseite des Gutachtäler
Haustyps werden seit rund 50 Jahren selbst von namhaften Hausforschern
, Architekten und Historikern unterschiedliche, in Teilbereichen
auch gegensätzliche Meinungen, Auffassungen oder Standpunkte vertreten
und immer wieder publiziert. So beispielsweise ist in mehreren Fachveröffentlichungen
nachzulesen, dass die Bau- und Raumgestaltung des Gutachtäler
Haustyps durch die Württembergische Bauordnung aus dem Jahr
1568 ausgelöst worden sei, bzw. diese Bauordnung eine derartige Bau- und
Raumgestaltung verlangt habe.11

Spätestens ab 1989 erscheint diese von Schilli bereits 1953 veröffentlichte
Interpretation der Württembergischen Bauordnung von 1568 aber in
einem völlig neuen Licht, denn genau in diesem Jahr veröffentlichte ein
Forscherteam unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. U. Schnitzer, Universität
Karlsruhe (Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung, Lehr- und For-


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