Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 456
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Hedwig Büß

dient sein. Wer aber das weitläufige Tal mit seinen vielen Nebentälern
rechts und links kennt, weiß, dass selbst ein Marathonläufer es nicht schaffen
würde, zwischen Mittag und Betzeit überall hinzukommen. Das muss
wohl kindliche Übertreibung sein oder es bezieht sich auf einen Umzug in
dem jeweiligen Schulbezirk und dann noch zu Verwandten, die weiter weg
wohnen.

Vor allem besuchen die Peterli-Springer ihre näheren Verwandten, ihre
Geddi, die Geddel, die Großeltern, die Onkel und Tanten. Da bekommen
sie natürlich das meiste Geld. Wenn nicht verwandte Kinder bei der Gruppe
sind, sagen die Spender, die Fremden bekommen das Übliche, unsere
Eigenen erhalten etwas Besonderes. Oder sie stecken dem verwandten
Kind etwas „hählinge" zu. Manche Oma oder Geddel erwartet die Kleinen
mit einer feinen Torte oder mit sonst einem Leckerbissen, damit sie frisch
gestärkt zu weiteren Touren aufbrechen können.

Das Übliche, das waren so um die Jahrhundertwende 2 oder 5 Pfennige,
seit Ende des Zweiten Weltkriegs 20 oder 50 Pfennig. Eine damals in den
Fünfzigerjahren schon ältere Erzählerin wusste zu berichten: „Nur armi Lit
sin Peterli gsprunge. Hit gän alli. Aber do isch nix debi. Die hän au e
Fraid. Mir hän schu gwisst, was mir kriege. Wo de Vadder gschafft het,
hämmer immer 10 Pfennig bikumme. Do simmer schu om Morge frieh hi-
gonge. Aber wämmer do drei Mark zämme brocht hän, ha, des war e Geld!
Do het d'Mueder mol wider was kaufe kenne fir mi!"

Und zwar waren Schuhe für Kinder das Wichtigste, aus denen wuchsen
sie schnell heraus, während man einen Rock oder einen „Peter" aus etwas
Altem nähen konnte.

Auch andere frühere Gewährsleute erinnern sich, dass „die gonz Bessere
hän nit Peterli springe derfe".

Das war also eine willkommene Gelegenheit, etwas Kleingeld zusammenzutragen
, in einer Zeit, als es noch kein Taschengeld zum Selbstverbrauchen
gab. Die Hutzeln oder sonstige Süßigkeiten waren eine willkommene
Beigabe.

Auch heute noch legen viele Spender Wert darauf, dass die Kinder ihren
Spruch in richtiger Betonung aufsagen. Da ist der allgemein bekannte
Spruch, wo „die Schüler so stark und fest hereintreten und den Hausvater
und all seine Gäst begrüßen", oder an der Grenze zu Kirnbach, der Kirnbacher
Spruch, in dem „Glück ins Huus, bis zum obere Dachfirst nus" ange-
wunschen wird, als Dank für die gespendeten Gaben.

Besonders erfreut sind ältere Leute, wenn noch einige Kinder den alten
Spruch aufsagen können, in dem außer dem Bannspruch gegen das Ungeziefer
Segenswünsche ausgesprochen werden für Acker und Vieh, für die
Leute, die im Haus leben oder hereinkommen, gegen Unglück, Krankheit
und Not, und die sogar für ihre Spender einen seligen Tod erbitten. Diesen
Spruch überlieferte die oben erwähnte Frau Justina Lehmann in ihren Auf-


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