Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 463
(PDF, 120 MB)
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Peterlistag - ein Festtag für Kinder

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Für die meisten Historiker war es ein überkommenes Brauchtum, das
wohl nicht der intensiven Nachforschung wert war, erst mit dem Aufkommen
der Volkskunde im 19. Jahrhundert hat man sich genauer damit be-
fasst. Es wäre erfreulich, wenn weitere Erkenntnisse zu Tage gefördert
würden, denn noch viele Einzelfragen warten darauf, geklärt zu werden.

Heute erzählen die Lehrer den Kindern von dem Zusammenhang mit
der früheren Schlangenplage und von dem alten Gelübde, ihnen für die
Vertreibung des Ungeziefers ein Almosen zu geben. Sie erzählen auch vom
herannahenden Frühling, an dem einst die Leute den Winter vertrieben und
ein fröhliches Fest für die Kinder feierten.

Für die Kinder selbst ist es ein Festtag, an dem sie (teilweise) schulfrei
haben, den sie feiern, indem sie durchs Städtle ziehen oder in den Landgemeinden
von Haus zu Haus wandern, d. h. „springen", ihren Heischespruch
aufsagen und die Gaben einsammeln, unbefrachtet von aller Historie
!

Warum aber halten die Älteren immer noch an dieser überkommenen
Sitte fest und wollen sie weiter überliefern? Im mittleren und oberen Kinzigtal
hat der Einfluss von Heinrich Hansjakob bestimmt eine große Rolle
gespielt, da er ja gerade das überkommene Brauchtum bewahren wollte.

Auch heute noch verbinden gerade die älteren Leute aus den Landgemeinden
nostalgische Erinnerungen an dieses Kinderfest. Sie denken gerne
zurück an die Erwanderung ihres Heimatbereichs in der oft unwirtlichen
Jahreszeit, an die gemeinsamen Erlebnisse auf den verschiedenen Höfen,
an die gesammelten Almosen, überhaupt an den ganzen erlebnisreichen
Tag. Und die Spender? Spielt bei Einigen vielleicht der unbewusste Glaube
an die Wirkkraft der Kinderwünsche eine Rolle, an den Segen, den sie mit
ihren Worten bringen?

Wenn heute auch die „Krotten und Schlangen" verschwunden sind, gibt
es doch noch genug Gefahren, vor denen die Bewohner der Häuser geschützt
werden wollen. Insofern sind die Wünsche der Kinder eine kleine
Gabe wert, die wiederum mit einem „Vergelt's Gott" bedacht werden, so
meint eine Lehrerin aus Biberach zum Peterlistag heute.


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