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Von der Fürsrenresidenz zum Landratsamt - Das Wolfacher Schloss
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setzt und verhaftet. Ludwig Wagner wurde am 19. August 1945 endgültig
von der Militärregierung entlassen und blieb bis Mitte 1946 in Haft. Danach
arbeitete er als Rechtsanwalt und soll Anfang/Mitte der 1960er Jahre
verstorben sein.
Auch sämtliche Beamten, Angestellten und Arbeiter des Landratsamtes
und der Kreisverwaltung wurden auf ihre Vergangenheit überprüft und von
den Spruchkammern entsprechend eingestuft. Besonders belastete Bedienstete
wurden entlassen, Minderbelastete oder Mitläufer wurden mit Sühnemaßnahmen
belegt.
Als neuer Landrat wurde Ende April 1945 der Kaufmann Hans Seydel
von der Militärregierung eingesetzt. Er amtierte nur ein Jahr und wurde bereits
im Mai 1946 von seiner Tätigkeit entbunden.
Sein Nachfolger wurde Ludwig Hess, der dann fast 20 Jahre die Geschicke
des Landkreises leiten sollte. Ludwig Hess hatte seine Ausbildung im
badischen Verwaltungsdienst absolviert und war in der Weimarer Republik
bei verschiedenen Bezirksämtern als Revisionsbeamter tätig. Zuletzt wirkte
er von 1930 bis 1933 als Oberrevisor beim Bezirksamt Wolfach.
Da Ludwig Hess als Mitglied der SPD in Wort und Schrift gegen die
Nationalsozialisten aufgetreten war, wurde er am 13. Oktober 1933 aufgrund
des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" aus
dem Staatsdienst entlassen. Danach arbeitete er als Angestellter bei der
Badischen Gemeindeversicherungsanstalt. Nach seiner Rückkehr aus amerikanischer
Kriegsgefangenschaft im Juni 1945 wurde er vom badischen
Staat rehabilitiert und wieder eingestellt.
Als politisch unbelasteter Verwaltungsmann ernannte ihn schließlich
das badische Innenministerium am 15. Mai 1946 zum neuen Landrat des
Landkreises Wolfach. In schwierigen Zeiten musste er nun Verantwortung
übernehmen. Es gelang ihm sowohl das Vertrauen der alliierten Verwaltung
zu gewinnen als auch die drängendsten Probleme zu lösen. Besonders
wichtig waren die Beseitigung der Wohnungsnot, die Wiederherstellung
der Verkehrswege sowie die Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen.
Dies wurde vom Landratsamt koordiniert und überwacht.
Ferner wurde mit dem Aufbau einer demokratischen Kreisverwaltung
begonnen. Am 13. Oktober 1946 konnten im Landkreis Wolfach die ersten
freien Wahlen zur Kreisversammlung stattfinden. Die neue Kreisversammlung
und ihre Ausschüsse tagten natürlich auch im Schloss. Das Schloss
selbst hatte den Krieg bisher gut überstanden. Dennoch wurde es bald danach
von einer schweren Katastrophe heimgesucht.
Der Wolfacher Schlossbrand
In der Nacht vom 23. auf den 24. Januar 1947 wurden die Wolfacher vom
Tuten der Feuerhörner aus dem Schlaf gerissen. Im Landratsamt Wolfach
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