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Karl Volk
Michael Kaltenbach war also zum Nachfolger Johann Fallers gewählt. Am
2. Januar 1779 wurde die Wahl „in allweg gebilligt", am 3. hatte der Amtsdiener
Ergebnis und Bestätigung in der Gemeinde bekannt zu machen, am
4. hatte Kaltenbach „dahier bey amt" zur „verhandgelübtung" in Triberg zu
erscheinen. Die Gemeinde Gremmelsbach hatte ihn „als ihren Vorsteher zu
erkennen und ihme in allen vorfallenheiten all schuldige Achtung und gehorsam
(zu) erzaigen."
Diese Wahl war von größter Bedeutung für die Entwicklung in Gremmelsbach
, denn die Gemeinde hatte nun einen jungen, unverbrauchten
Vogt, der für drei Jahrzehnte an ihrer Spitze stand, Jahrzehnte, die gekennzeichnet
waren durch den Josephinismus, die Französische Revolution, einen
Teil der napoleonischen Jahre, die Auflösung des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation - und den Bau der Kirche im Dorf.
Unser Wissen über Vogt Michel Kaltenbach wäre kaum weniger kläglich
als das über seinen Vorgänger, würden nicht die Akten über den Kirchenbau
, der seinem Wirken die Richtung gab, seine Lebensleistung deutlich
beleuchten. Dagegen waren die Jahre seines Vorgängers vergleichsweise
ruhig, auch was die Politik der europäischen Großmächte betraf.
Nikolaus Kaltenbach, Drechsler, Uhrenhändler, Sonnenwirt, Bauer,
Löwenwirt
Die Angaben in den Kirchenbüchern und die Ausführungen Hansjakobs in
den „Erinnerungen einer alten Schwarzwälderin" über Nikolaus Kaltenbach
befinden sich nur teilweise in Übereinstimmung: Im Familienbuch
der Pfarrei Schönenbach heißt es: „Nicolaus: war Uhrenhändler, wurde
reich, kaufte in Triberg die Sonne und verkaufte sie am 8.7.1755 an Hans
Kienzier Gremelsbach um 610 fl (Gulden), zog dann später wieder nach
Triberg, t dort 31.5.1794. Verh(eiratet) 23.6.1752 mit Maria Reiner.
2. Ehe 1754 mit A. M. Faller v. Gremelsbach: Zinken Zimmerwald".25
Die erste Ehefrau Nikolaus Kaltenbachs nennt Hansjakob die „Marei
auf der Reiners-Eck", gelegen „auf der östlichen Bergwand des Rohrbacher
Tales"26. Die Eheschließung fand am 23. Juni 1752 in Schönenbach
statt.27 Das junge Glück in der „Sonne" währte nur zwei Jahre. Zum frühen
Tod der Ehefrau trägt Pfarrer Philipp Jakob Neininger in die „Pfarr
Trybergische Matrikl" 1732-1764 ein: „Anno 1754. Die 5to mensis Julii
pie in Domino obiit virtuosa mulier Maria Reinerin, honesti viri Nicolaj
Kaltenbach, hospitis ad Solem uxor, durante morbo diuturniore ..." (Am
5. Juli 1754 starb nach längerer Krankheit in Gottergebenheit die tugendhafte
Frau Maria Reinerin, die Gattin des ehrenwerten Mannes Nikolaus
Kaltenbach, des Sonnenwirts ...). Er führte also seine Braut Maria Reiner
nicht in den „Löwen", sondern in die „Sonne" heim. Kinder hinterließ sie
nicht.
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