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Vogt Johann Faller, der „Vogelhans" in Gremmelsbach
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Sebastian Ff äff, Johann Reiner, Christian Grieshaber und Andreas Doldt
des Bachbauern Sohn", der stahl sich aber heimlich davon. Die Herkunft
der sechs Mädchen wird nicht angegeben: (Anna Haberstrohin, Barbara
Reinerin, Maria Haaßin, Anna Maria Feißin, Maria Dietlingerin und Anna
Maria Förenbächin.) Der „Schütze" wurde sofort „eingethürnet", die übrigen
Buben wurden mit Hausarrest belegt. Der Täter war ermittelt, doch wo
blieb die Tatwaffe, der Sackpufer? Erst nach langem Leugnen gab die
Magd des Löwenwirts, Theresia Feisin, zu, dass sie ihn in Verwahrung genommen
hatte. Die Strafe, ausgesprochen am 25. August, war dann recht
praktischer Natur. Alle beim Zechen anwesenden Jugendlichen mussten
das herrschaftliche Besoldungsholz „aus dem Wald an die Straßen tragen",
die Buben das am weitesten entfernte, jeder von ihnen vier Klafter, nur
Christian Haberstroh die doppelte Menge, ihm wurde außerdem sein Sackpufer
einbehalten. Die Mädchen, einschließlich Theresia Feisin, hatten vier
Klafter an die Straße zu schaffen. Auch der Wirt kam nicht ungestraft davon
. Weil er das Zechen zu so später Stunde noch gestattete, wurde ihm eine
Strafe von zwei Gulden aufdiktiert. Immer noch nicht genug damit. Die
gute Zechstimmung war mit dem Schuss aus dem Sackpufer gründlich verdorben
. Auf dem gemeinsamen Heimweg stieß Joseph Kaltenbach die Anna
Maria Feisin zu Boden, weil sie den Christian Haberstroh verraten hatte
. Zweifellos hoffte sie, dies werde ihr als Verdienst angerechnet, und so
klagte sie Joseph Kaltenbach an und bat gleichzeitig um Befreiung vom
Holztragen. Ohne Erfolg, das Holztragen wurde ihr nicht erlassen. Kaltenbach
aber büßte mit zwei Tagen Turmstrafe, ersatzweise zwei Tagen Arbeit
. Da aber zur Zeit keine andere Arbeit anstand, wurde er „zum mähen
in die Burg=garten angestellet". Das Urteil wurde am 3. September 1764
in Triberg gefällt. So erhält Hansjakobs Behauptung „Es war immer Leben
im Löwen"46 eine konkrete, ja drastische Bestätigung.
Schicksal und Ende des Nikolaus Kaltenbach
Das Glück Kaltenbachs im „Löwen" fand 1768 ein unverschuldetes, vorzeitiges
Ende. Als einzigen Grund47 nennt Hansjakob den Siebenjährigen
Krieg (1756-1763), dessen verheerende Wirkung den Uhrenhandel zum
Erliegen brachte.
Eine einleuchtendere Erklärung findet sich bei J. B. Kolb: Die ersten
Uhrmacher waren rechtschaffene Leute „ohne Falschheit", voll „Vaterlandsliebe
und Anhänglichkeit an ihre Mitbürger" ... „Allein gegen das
Ende des 18ten Jahrhunderts fieng diese ungekünstelte Assekuranz des
Wälderhandels zu sinken an. An die Stelle der redlichen, geraden Veteranen
des Schwarzwälder=Industriegewerbes traten lockere, gehaltlose Leute
, die im Auslande die aus dem Vaterlande auf Credit erhaltenen Waaren
verschwendeten. Andere wurden Abentheurer im fremden Lande, siedelten
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