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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 515
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515

Dokumentation über das „Notgeld" der Stadt Zell am
Harmersbach und der Firma Georg Schmider gegen
Ende der Inflation von 1914-1923

Franz Breig

Seit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 vermehrte sich im Deutschen
Reich die umlaufende Geldmenge und führte zu einer kontinuierlichen
Geldwertverschlechterung und sinkender Kaufkraft. Mit der militärischen
Niederlage 1918 blähte sich die Geldmenge weiter auf. Nach Bekanntgabe
der im Londoner Ultimatum von 1921 festgesetzten Höhe der alliierten Reparationsforderungen
beschleunigte sich die Inflation nochmals.

Als sie im November 1923 ihren Höhepunkt erreichte, waren die Ersparnisse
zahlloser Familien vernichtet. Bis 1922 blieb der 1000-Mark-
Schein der höchste Wert in der Nominalkette. Die Geldschein-Nominale
erhöhten sich nun in schneller Folge, bis die Reichsbank im November als
den höchsten Wert einen Geldschein über 100 Billionen Mark
(100.000.000.000.000 M, eine Eins mit 14 Nullen) drucken ließ.

Zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs wurden riesige Mengen an
Scheinen benötigt. Bis zu 133 Fremdfirmen mit 1.783 Druckmaschinen arbeiteten
im Herbst 1923 für die Reichsdruckerei Tag und Nacht. Das dafür
erforderliche Banknotenpapier wurde von 30 Papierfabriken produziert.
Für den Druck stellten 29 galvanoplastische Werkstätten rund 400.000
Druckplatten her.

Etwa 30.000 Menschen waren mit der Herstellung der insgesamt ca.
10 Milliarden staatlich ausgegebenen Inflationsscheine (Stück) beschäftigt.
Trotzdem reichten die verfügbaren Zahlungsmittel nicht aus, die Druckmaschinen
konnten den schwindelerregenden Wertverlust während der Hyper-
inflation einfach nicht mehr durch vermehrten Notendruck ausgleichen.
Deshalb wurden von mehr als 5.800 Städten, Gemeinden und Firmen eigene
Notengeldscheine herausgegeben.

Eine dieser Städte und Gemeinden war die Stadt Zell am Harmersbach,
in einer zweiten Auflage auch zusammen mit den Gemeinden Unterharmersbach
, Nordrach und Biberach. Dieses „Notgeld" wurde als Schuldschein
deklariert. Auch die Firma Georg Schmider, Vereinigte Zeller keramische
Fabriken in Zell am Harmersbach, fertigte „Notgeld" in Form von
Gutscheinen an. Mit mehreren Ratsbeschlüssen wurde das Notgeld der
Stadt Zell a. H. auf den Weg gebracht und begleitet.

Nachstehend nun die wörtlichen Auszüge aus den Ratsprotokollbüchern
Nr. 51 + 52, sowie das Protokoll des Bürgerausschusses vom 18. Dezember
1923:


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