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Simon Brucken
• An allen übrigen Plätzen ist es den Selben bei Straf vermeidung
verboten, anderen Erwachsenen Personen sind die bisherigen
Badeplätze am Papierteich angewiesen, bloß abends wenn es
anfängt zu dunkeln, damit kein Ärgernis gegeben wird.
• Den Lehrern ist diese Bekanntmachung urkundlich zu eröffnen,
damit sie es den Schülern mitteilen können.
Diese Bekanntmachung wurde durch den Amtsboten der Stadt öffentlich
und auf der Straße mit der Schelle verkündet.
Die Wiese bei der Stöcklemühle wurde durch die Bad-Anstalt in Mitleidenschaft
gezogen, deshalb verlangte der Eigentümer eine Entschädigung
dafür. Jährlich musste 1 Gulden 30 Kreuzer als Gegenwert für 1 Zentner
Heu an Herrn Stöckle abgeführt werden, dem die Wiese gehörte. Die jährliche
Miete für Fräulein Sohler betrug 30 Gulden und war immer am 1. Juli
jedes Jahres fällig.
Im Jahr 1864 mussten die Mitglieder der Badegesellschaft keine Beiträge
zahlen, „da wie bekannt, die ungünstige Witterung das Baden ganz verhindert
hat". Im darauf folgenden Jahr 1865 wurde die Miete wieder erhoben.
Das Bezirksamt Gengenbach forderte 1865 die Stadtgemeinde Zell auf,
eine bessere und saubere Bade-Anstalt zu errichten. Daraufhin antwortete
die Stadt dem Bezirksamt, dass sie die Forderungen für das nächste Jahr
erfüllen werde. Die Verhandlungen gingen Jahre lang hin und her, obwohl
sich das Bezirksamt pünktlich jedes Jahr auf die Anweisung vom 16. Juli
1865 bezog. Jedoch hatte die Stadt Zell immer wieder andere und bessere
Ausreden. Diese waren z.B.: „Im Sommer wäre zu wenig Wasser an dieser
Stelle, der Zufahrtsweg fehlt oder man müsse zu viel Gelände dafür
kaufen".
In der Zeit des ständigen Briefwechsels war unter anderem dieser interessante
Brief:
„ Bei der im Oktober und Dezember in Zell vorgenommenen
Gemeindevisitation wurde als ein großer Mangel bezeichnet, daß
es zu einer geeigneten und für jedermann zugänglichen öffentlichen
Bad-Anstalt fehlt. Das doch eine Solche bei den vielen Fabrikarbeitern
, Gewerbsgehilfen, Dienstboten, Lehrlinge und Schülern
unentbehrlich sei".
Im Jahre 1866 löste sich die Badegesellschaft plötzlich auf. Die wahren
Gründe dafür sind nicht bekannt. Entweder wurde das Baden bei der
Stöcklemühle vom Bezirksamt untersagt, oder der Vertrag war nicht mehr
verlängert worden.
Das restliche Guthaben über 41,50 Gulden wurde im Jahre 1882 wieder
an die Badgesellschaft ausbezahlt.
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