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Rezensionen
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ge davon in Kenntnis gesetzt. Doch die
schlechte Erhaltung der sehr reichen
Metallfunde verzögerte ihre wissenschaftliche
Bearbeitung erheblich. Erst die Zusammenarbeit
von Römisch-Germanischem
Zentralmuseum in Mainz und dem
Fachbereich Archäologie im Regierungspräsidium
Freiburg führte nach fast dreißig
Jahren zum vorliegenden Ergebnis:
Das Besondere am Zentralgrab aus dem
Tumulus 3 von Kappel ist seine frühe
Datierung um ca. 620 v.Chr. Es liegt hier
eine ungeplünderte Ausstattung eines
herrschaftlichen Grabes sozusagen aus
der „Gründerzeit" der westhallstättischen
Fürsten vor. Mit einem vierrädrigen Wagen
und zugehöriger Pferdeschirrung, 17
Bronzeblechgefäßen sowie zwei Tongefäßen
, mit seinen Waffen und einer schlichten
Trachtausstattung war der „keltische"
Fürst beigesetzt worden. Das Fürstengrab
von Kappel: ein Highlight der Ortenauer
Geschichte.
Martin Ruch
Naturgemäß legen die Autoren jedoch individuelle
Schwerpunkte, die persönliche
Sichtweise zeichnet die Reihe aus. Lediglich
die „Geschichte Badens" durchzieht
ein etwas professoraler Grundton, was
nicht verwundert, ist sie doch aus einer
Vorlesung hervorgegangen. Zu bedauern
ist, dass darin die liberale Politik gegenüber
den badischen Juden schon in den
ersten Verfassungsentwürfen und vor allem
das Gesetz zur bürgerlichen Gleichstellung
der Israeliten (1862) nicht erwähnt
werden. In einem Register hätte
man sofort das gänzliche Fehlen des Begriffes
„Juden" registriert - wenn es denn
ein Register gäbe. Das ist den Bänden bei
allem Positiven, das über sie gesagt werden
kann, anzukreiden: wer sich über eine
Person, Partei oder gesellschaftliche Strömung
gezielt informieren will, wird nur
fündig, wenn er das ganze Buch durchsucht
. Dennoch: eine schön gemachte,
handliche Reihe.
Marlin Ruch
Patzer, Georg: Kleine Geschichte der
Stadt Karlsruhe. Karlsruhe 2004, 208
S. - Engehausen, Frank: Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden
1806-1918. Karlsruhe 2005, 208 S. mit
22 Abb. - Kohnle, Armin: Kleine Geschichte
der Kurpfalz. Karlsruhe 2005,
208 S. mit 26 Abb. - Adam, Thomas:
Kleine Geschichte der Stadt Bruchsal.
Karlsruhe 2006,256 S. mit 46 Abb.
In der Reihe „Regionalgeschichte -
fundiert und kompakt" sind diese Titel des
G. Braun Buchverlags erschienen. Weitere
Publikationen sind vorgesehen, bzw. angekündigt
. Alle Autoren sind ausgewiesene
Kenner ihres Themas und pflegen einen
verständlichen Stil. Dass Geschichte
nicht langweilig sein muss, sondern spannend
und unterhaltsam in gleichem Maße,
das stellen sie unter Beweis. Neben großen
politisch-gesellschaftlichen Linien
werden auch alltägliche Lebenswelten geschildert
, kleine Anekdoten inbegriffen.
Werner, Johannes: Wilhelm Hausenstein
. Ein Lebenslauf. München 2005,
227 S., 19 Abb.
„In Offenburg stieg man um, dazu war
Offenburg da ..." - wer da etwas despektierlich
über die stolze Bähnierstadt geschrieben
hat (Badische Reise, 1930), war
beileibe kein Spötter, sondern ein nachdenklicher
, kultivierter Schriftsteller, der
heute zwar etwas in Vergessenheit geraten
ist, der aber unbedingt größere Aufmerksamkeit
verdient. Hausenstein (1882—
1957) war einer, der viel und gut schrieb,
war Historiker und Kunstschriftsteller, Essayist
und Reiseschriftsteller, war Herausgeber
, Übersetzer und Diplomat. Und als
solchen, als ersten Botschafter eines neuen
, demokratischen Deutschlands schickte
ihn von 1950 bis 1955 Konrad Adenauer
nach Frankreich, wo der frankophile Humanist
Hausenstein außerordentlich positiv
zur deutsch-französischen Aussöhnung
beitragen konnte. Er war einer von weni-
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