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Rezensionen
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institution vorstellt. Volker Wacker schildert
die Zeit des Dritten Reiches und die
Nachkriegsjahre. Die Verstrickungen
mancher Lehrer, die Entnazifizierungen,
die ersten Kontakte mit Frankreich: alle
Bereiche des schulischen Lebens werden
erfasst. Von einzelnen Persönlichkeiten
nimmt man mit besonderem Interesse
Kenntnis, etwa dem Schriftsteller und
Lehrer Franz Büchler (1904-1990) oder
dem Kunsterzieher und Maler Leo Kohle
(1904-1994). Eine Dokumentation mit
vielen interessanten Aspekten!
Martin Ruch
Simpliciana. Schriften der Grimmelshausen
-Gesellschaft, 27. Jahrgang
(2005). In Verbindung mit dem Vorstand
der Grimmelshausen-Gesellschaft
herausgegeben von Dieter Breuer
. Bern, Berlin: Peter Lang, 326 S.,
Abb.
Das vermeintliche Porträt des Hans Jakob
Christoph von Grimmelshausen, das
Hans Galen entdeckt und 2005 vorgestellt
hat, steht im Zentrum des Interesses. Drei
Beiträge befassen sich mit der Geschichte
dieser Suche und der Entschlüsselung der
Bild-Signatur. Gleichwohl behauptet mit
Grimmelshausen Dieter Breuer, die Welt
wolle betrogen sein: das Bild sei falsch,
bzw. es stelle nicht den großen Barockschriftsteller
dar. Breuers Beweisführung
in diesem Indizienprozess ist schlüssig.
Jedenfalls meint er abschließend: „Galen
hat geschafft, was der Grimmelshausen-
Gesellschaft bisher nur sehr selten gelang:
den Namen Grimmelshausens wenigstens
für einige Tage in die Feuilletons der großen
Zeitungen zu bringen." - Weitere Beiträge
befassen sich mit Themen des barocken
Romans im Hinblick auf Grimmelshausen
. Walter E. Schäfer stellt eine Festschrift
zur Hochzeit Quirin Moscheroschs
vor. Louis Schlaefli bringt den zweiten
und abschließenden Teil seiner Zusammenstellung
zum Pfarrklerus der Or-
tenau vom 14. bis 17. Jahrhundert. Erneut
sind viele Details und Namen genannt, die
in Bezug auf Grimmelshausen von Interesse
sind oder es noch werden könnten,
wenn Schlaeflis Hinweise nun zur gezielten
Suche in den diversen Pfarrarchiven
führen. Denn dort finden sich die Spuren
der Zeitgenossen des Dichters. Ihre oft
recht drastischen Verfehlungen, die im
Straßburger Kapitelarchiv Spuren hinterlassen
haben, waren Grimmelshausens
Lebenswelt.
Martin Ruch
Pflaum, Stefan: Im Weiher kei Fisch.
Alemannische und hochdeutsche Hai-
kus. Mit einer CD. Lahr: Verlag Ernst
Kaufmann [Hinkender Bote], 2004. 80
Seiten
Alemannischi Haikus oder Alamannen
und Japaner - gilt es sprachlich eine größere
kulturelle Spanne auszuloten? Nicht
für Stefan Pflaum, der im Vorwort begründet
, warum sich gerade die alemannische
Mundart für japanische Haikus besonders
eignet: „Das Alemannische
scheint mir auf Grund seiner vielen Möglichkeiten
zur Kontraktion (Zusammenziehung
) von Wörtern und zur Dehnung
bzw. zur Kürzung von Vokalen sowie
wegen seiner vom Hochdeutschen stark
differenzierten Melodik und Metrik für
diese kürzeste Form eines Gedichtes besonders
geeignet. Auch wegen der lakonischen
Sprechweise der Mundart" (S. 4).
Allerdings betont Pflaum, dass seine Haikus
lediglich „Annäherungen" (S. 5) an
diese dreizeilige, aus 17 Silben aufgebaute
japanische Kunstäußerung sein können
und wollen. Die beiden Hauptkapitel
Alemannischi Haikus un Senryus und
Hochdeutsche Haikus und Senryus des
Gedichtbändchens sind weitgehend parallel
aufgebaut: Auftakt - Friehjohr - Summer
- Schpootjohr - De Winter - D'Natur
- S Labe - Dood - Gsellschaft. Lediglich
die Kapitel Auftakt und S Läbe haben keine
Entsprechungen im hochdeutschen
Teil. Und gerade bei den alemannisch ge-
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