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Rezensionen
es für die badische Verwaltungsgeschichte
von grundlegender Bedeutung war. Bei allen
seinen gesetzgeberischen Werken ging
Brauer nach der Maxime vor: „Möglichst
das Alte, und wo es verschieden ist, aus
ihm das Beste beizubehalten, es aber in
seinen Benennungen und Formen dem
Zeitgeist anzupassen." Sein Wirken zielte
auf eine behutsame Anpassung der inneren
Verhältnisse Badens an die gewandelten
Verhältnisse in Europa.
Bei der Reform der inneren Verwaltung
erforderten die Zeitumstände aber eine
konsequentere Reformpolitik, um dem
badischen Staat möglichst rasch eine effiziente
Staats- und Finanzstruktur zu geben
. So kam es 1808 zu einer Regierungsumbildung
, bei der auch Brauer -seinen
Posten als Innenminister vorübergehend
verlor. Die neuen Minister Marschall und
Reitzenstein führten die begonnene Verwaltungsreform
entschlossen weiter und
schufen eine dauerhafte Organisation des
jungen Staates. Brauer widmete sich in
dieser Zeit der Einführung eines neuen
Landrechts, mit dem er die drohende
Rechtszersplitterung innerhalb des Landes
verhindern wollte. Die Einführung des
französischen Code Napoleons in Baden
1809 war ein wesentlicher Verdienst
Brauers. Dadurch erhielt das Land ein
modernes Gesetzbuch, das bis 1900 in
Kraft bleiben sollte.
1811 gelangte Brauer dann wieder an
die Spitze des badischen Staates und setzte
die Reformen seiner Vorgänger fort. Bis
zu seinem Tod im Jahre 1813 suchte er
den Staat im liberalen Sinne zu reformieren
. Unter seiner Leitung gelang Baden
rechtzeitig der Seitenwechsel zu den Alliierten
und die Sicherung seiner Landgewinne
.
Die Biografie Brauers widmet sich im
letzten Kapitel ausschließlich der Person
Brauers und seines Privatlebens. Hier erfährt
man Brauer einmal von einer ganz
anderen Seite: Als einen tiefgläubigen
Menschen, als einen liebevollen Ehemann
und Familienvater und als einen sensiblen
Verfasser von Lieder und Gedichten. Hier
wird auch die menschliche Seite des Juristen
und Politikers Brauer spürbar. Dadurch
gelingt es dem Verfasser, ein nahezu
vollständiges Bild von Johann Niklas
Friedrich Brauer zu zeichnen, wie man,es
leider nur selten in einer Biografie findet.
Ein reicher Quellen- und Literaturteil runden
das Werk ab.
Mit seinem Buch über das Leben und
Werk des badischen Staatsministers Brauer
beschreibt Christian Würtz indirekt
auch die Entstehungsgeschichte des Großherzogtums
Baden. Damit ist ihm ein beachtlicher
Beitrag zur einem wichtigen
Kapitel unserer Landesgeschichte gelungen
. Das Buch ist daher allen zu empfehlen
, die sich mit dieser Zeit näher befassen
wollen.
Cornelius Gorkci
Littenweiler, Bernhard: Wallfahrtskirche
St. Landelin, Ettenheimmünster.
Kirchenführer. Lindenberg: Kunstverlag
Josef Fink, 2006, 58 S., reich bebildert
.
Mit dem neuen Kirchenführer lädt
Bernhard Littenweiler dazu ein, sich der
Wallfahrtskirche St. Landelin zuzuwenden
und sich von ihrer Fülle und Pracht,
den vielen kunsthistorisch wichtigen Bereichen
einfangen zu lassen. Er ermuntert
aber auch dazu, sich mit der Geschichte
um die Kirche und den Heiligen Landelin
wie auch dem durch die Säkularisation
zerstörten Kulturbereich Kloster Ettenheimmünster
zu befassen.
Littenweiler bietet einen Kirchenführer
„bis an den Rand gefüllt" mit Informationen
, die anregen, immer wieder neu erlesen
und aufgenommen zu werden. Es ist
dem Autor gelungen, von seinem großen
und vielfältigen geschichtlichen und
kunsthistorischen Wissen eine solche Fülle
weiterzugeben, dass diese Broschüre sicher
immer wieder neu zur Hand genommen
werden wird. Die Symbolsprache der
Künstler wird hier einfach und für jeden
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