Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 586
(PDF, 120 MB)
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586

Rezensionen

ordnet hatten. Umso wichtiger sind private
Aufzeichungen. Baumann schildert den
Altschweierer l. August 1914, als die
Mobilmachung verkündet wurde. Eines
der gängigsten Bilder der deutschen Geschichtsschreibung
ist die Begeisterung,
mit der die Männer in den Krieg gezogen
seien. Baumann benennt allerdings den
Zwiespalt:

„Manche zogen mit Tränen in den Augen
, aber doch begeistert aus dem Dorfe."
Baumann berichtet von Spionage-Kontrollen
zwischen Bühl und Bühlertal, vom
plötzlich erblühenden Schiebertum, von
Versorgungsproblemen in der Heimat.

Auch nach dem Krieg beobachtete
Baumann sehr genau. Eines der mit großer
Leidenschaft diskutierten Themen der
Nachkriegsjahre war die Schwarzbrennerei
, die Ausmaße annahm, die heute kaum
vorstellbar sind. In der Inflationszeit war
Schnaps mancherorts die Leitwährung.
Der Staat hielt dagegen, und so kam es zu
heftigen Auseinandersetzungen. Als Kontrolleure
beschimpft und mit Steinen beworfen
wurden, riegelte die Polizei Altschweier
ab und durchsuchte jedes Haus
von unten bis oben. So ermöglicht dieses
Buch Einblicke in das Leben eines einfachen
Soldaten ebenso wie in aufgeregte
Zeiten eines mittelbadischen Dorfs.

Wilfried Lienhard

Ostgaard, Nicolai R.: Drei Tage im
Schwarzwald. Reiseschilderung eines
norwegischen Advokaten und Storting-
abgeordneten aus dem Jahre 1856. Aus
dem Norwegischen von Gernot Bonath.
Fundus-Verlag, 2005, 64 S.

„Tre Dage i Schwartzwald" lautete der
ursprüngliche Titel des 1858 erschienen
Büchleins, das der Übersetzer vor über
dreißig Jahren in einem Antiquariat in Oslo
erstanden hat. Mit der Herausgabe des
Büchleins will er nun den Menschen in
seiner Schwarzwaldheimat diesen Blick
von außen ermöglichen. Dabei galt es,
nicht nur in den Klang einer fremden

Sprache hineinzuhören, sondern sich auch
in den Zeitgeist und die Lebensumstände
einer längst vergangenen Epoche hineinzuversetzen
. Der einfühlsame Leser wird
bestätigen, dass dem Übersetzer Erstaunliches
gelungen ist: Er hat nicht nur die
detaillierten Beobachtungen des norwegischen
Advokaten. Schriftstellers und Stor-
tingabgeordneten zur Flößerei, zu Trachten
und Volkstum als kleines, farbiges
Mosaik in der Mitte des 19. Jahrhunderts
erstehen lassen, sondern mit Recherchen
und vielem Hinterfragen auch die notwendigen
Erläuterungen gegeben.

Liest man Ostgaards Aufzeichnungen,
so erstaunt die Vielfalt von Eindrücken,
die in nur drei Tagen gewonnen wurden.
Die Schwarzwälder im Allgemeinen, die
Suggentaler, Glottertäler und Simonswälder
im Besonderen und auch die Wirtsleute
kommen beim Norweger gut weg - viel
besser jedenfalls als beim viel berühmteren
Schriftstellerkollegen Ernest Hemingway
um 1920. Ostgaard preist das Essen
und ganz besonders den Glottertäler
Wein.

Der Übersetzer wäre kein Grafiker,
hätte er nicht auch zeitgenössische Stiche
in das Werk eingefügt: neben dem Umschlagbild
des Originals eine Darstellung
von Trachtenträgerinnen mit den Goldhüten
sowie Zeichnungen vom unteren Elztal
und von St. Peter. Dem Leser könnte
es übrigens ähnlich ergehen wie dem Verfasser
: Ostgaard strebte immer wieder aus
den betriebsamen Städtchen und selbst
den beschaulichen Dörfern hinaus in die
Natur. Der Schwarzwälder wird auch 150
Jahre nach Ostgaards Schilderung feststellen
, dass es bei aller Hektik immer noch
die lauschigen Plätze gibt, an denen man
im Schatten der Schwarzwaldtannen im
Gras ruhen und über Gott und die Welt
sinnieren kann ...

Hans-Gottfried Haas / Erich Hermann


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