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Nachrichten
chitektenschule. Während des Zweiten Weltkrieges war er beim Bau des Westwalls im Einsatz
. Ab 1955 arbeitete er im Planungsamt der Stadt Lahr und war gleichzeitig ehrenamtlicher
Mitarbeiter des staatl. Amtes für Denkmalpflege, dort erhielt er auch im Jahre 1962
eine feste Anstellung und konnte nunmehr seine Leidenschaft für die Denkmalpflege zum
Beruf machen.
Der Verstorbene wurde 1965 erstmals Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion im
Gemeinderat der Stadt Lahr und wendete sich mit großem Engagement der Kommunalpolitik
zu.
Herr List betreute beim Landesamt für Denkmalpflege in Freiburg viele Ausgrabungsprojekte
. Seine Arbeit war dabei auch immer seine Leidenschaft. Eine Fülle wichtiger Ausgrabungen
aus römischer und karolingischer Zeit am Oberrhein sind ihm zu verdanken,
ebenso eine große Zahl von Sicherungs- und Renovierungsmaßnahmen an bedeutsamen
Baudenkmalen. Exemplarisch genannt werden kann hierfür die Renovierung der Klosterkirche
St. Cyriac in Sulzburg sowie die Kirchen in Riedlingen, Fellbach und Höllstein.
Aber auch in seiner Heimat, dem Geroldsecker Land, hat er zahlreiche Grabungen und
Forschungen unternommen. Karl List hat sich hier insbesondere um die Burgheimer Kirche
, die Reste der Lahrer Tiefburg mit dem Lahrer Wahrzeichen, dem Storchenturm, das alte
Kuhbacher Kirchlein, die Burgruine Lützelhard sowie die Kirche in Wittelbach verdient
gemacht.
Die Krönung seines Schaffens waren jedoch seine Bemühungen und Erkenntnisse um
die Ausgrabungen der Klosterkirche in Schuttern. Bereits als Pensionär leitete er von 1972
bis 1975 die Grabung in der ehemaligen Abteikirche in Schuttern. Sein unermesslicher Arbeits
- und Forschungseifer an diesem Projekt hat zu tiefgreifenden und wertvollen Erkenntnissen
für das gesamte Oberrheingebiet geführt, die bis heute einzigartig sind. Ohne seine
Forschungen wäre die 1400-Jahrfeier in Schuttern im Jahre 2003 nicht möglich geworden.
Weit über seine beruflichen Tätigkeiten hinaus hat der Verstorbene, der seinen Beruf
auch immer als sein Hobby ansah, gewirkt. Viele Publikationen stammen aus seiner Feder.
Seine Buchillustrationen, seine archäologischen Befundzeichnungen, seine Steinmetzzeichensammlung
und die Rekonstruktionspläne seiner Grabungsbefunde geben Zeugnis von
seiner grafischen und technischen Ausbildung.
Sein großartiges Wirken spiegelt sich in den Auszeichnungen wider, die ihm verliehen
wurden. 1975 erhielt Karl List die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Der
Verstorbene erhielt diese höchste Auszeichnung des Landes bereits im ersten Jahr ihrer Stiftung
. Die Bedeutung der Verdienstmedaille wird besonders deutlich, wenn man weiß, dass
die Anzahl der lebenden Medailleninhaber insgesamt nicht höher als 1.000 sein darf. Aber
nicht nur das Land Baden-Württemberg, sondern auch seine Heimatstadt Lahr hat den Verstorbenen
geehrt. So erhielt Karl List am 20. Mai 1983 die Bürgermedaille der Stadt Lahr.
Die vielfältigen Leistungen und Verdienste von Karl List sind umfangreich und gewichtig.
Den Mitgliedern des Historischen Vereins für Mittelbaden bleibt der Denkmalpfleger
und Archäologe durch sein Lebenswerk in ehrender Erinnerung.
Ekkehard Klent
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