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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 148
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Josef Werner

auch des Ackerlandes sehr bescheiden. Vielfach wurden diese Flächen auch
als Weideland genutzt, wobei der wertvolle Dung für den reinen Ackerbau
oder die Reben nicht mehr zur Verfügung stand. Noch um 1900 gab es in
Durbach-Gebirg einzelne Höfe, auf denen eine reine Reutfeldwirtschaft betrieben
wurde. Das 15-20-jährige Niederholz wurde im Herbst geschlagen
und das Holz meist für Rebstecken verwendet. Danach wurde der Boden etwas
gehackt oder mit einem „Rüttipflug" aufgelockert und das Abfallholz
und Reisig in langen Reihen den Hang hinauf geschichtet und verbrannt
(Rüttibrennen). Mit langen Hakenstangen wurde das Feuer von oben nach
unten gezogen, um ein Ausbreiten der Flammen zu verhindern. Die Asche
war gleichzeitig die einzige Düngung des Bodens, in welchen im ersten Jahr
Roggen, im zweiten Jahr, sofern das Gelände dazu nicht allzu steil und ungeeignet
war, Kartoffeln und im dritten Hafer gepflanzt wurden.

Das auf den Reutfeldern erzeugte Roggenstroh war als Heftstroh für die
Reben sehr begehrt. Es war weich, sehr hoch gewachsen und wurde vor
dem Gebrauch in Wasser eingelegt und mit den Füßen getreten.2 Die Roggenernte
auf den Reutfeldern oder abgeräumten Eichboschflächen war sehr
mühsam. Einerseits wuchs der Roggen wegen des reichlich im Boden vorhandenen
Stickstoffs (Aschedüngung) außergewöhnlich hoch, andererseits
fiel das Getreide in den steilen Hängen meistens. Der Schnitt konnte deshalb
fast nur mit der Sichel hangabwärts vorgenommen werden. Die Kartoffeln
wuchsen in dem ausgeruhten und nährstoffreichen Boden überdurchschnittlich
groß, hatten allerdings nicht den besten Geschmack.

Ritterbauer und Alt-Stabhalter Kuderer erinnert sich in seinen „Memoiren
" an die Zeit der Reutfeldwirtschaft: „Es wurde Reute gemacht und später
wieder 18-20 Jahre dem Schicksal als Viehweide überlassen. Man holzte
ab, was da war, um das Anpflanzen kümmerte sich vor den 1860er-Jah-
ren auf den Höfen niemand. Die Reutfeider waren damals meist noch mit
Haseln und etwas Birken bewachsen, welche das Weidevieh verschmähte,
somit waren Hasel und Birken fast das einzige Waldgewächs. Dies hatte
auch in dieser Zeit seine guten Gründe. Da man das Reif eisen (Fassreifen
aus Eisen) damals noch nicht hatte, fanden Hasel zu Reifen für kleine Gebinde
und Birken für große Fässer und Zuber reichen Absatz. Der Burger
in Zell a.H. war noch die letzte Reifschneiderei, wo aber nur noch Reife für
Pulverfässer wegen Feuergefahr geschnitten wurden. Somit blieb unser
Hof außer dem Buch- und Tannenwald im Ritterbacher Loch eine mit Farn
und Pfriemen verunkrautete Öde. "

Der „Weidgang" des Viehs in die Wälder, in die auch die Schweine „zum
Eckerich"3 getrieben wurden, hatte für den Wald erhebliche Nachteile.
Junge Sämlinge konnten so kaum das Licht des Waldes erblicken und eine
Naturverjüngung, wie sie heute in der Forstwirtschaft angestrebt wird, war
kaum möglich. Um diesem Missstand zu begegnen, aber auch um die Er-


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