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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 158
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Josef Werner

Industrie auf Chromgerbung übergegangen, die eine bessere Qualität und
größere Haltbarkeit des Leders bringen sollte. Außerdem konnte der Gerbvorgang
mit der Chromgerbung erheblich abgekürzt werden.

1930 machte der Ritterbauer nochmals von sich reden, als er „im
Renchtäler" zur Umwandlung von Eichenschälwald in Dauerweiden und
zur Steuerpolitik bei der Bewertung des Waldes kritisch Stellung bezog.

Die heimische Produktion an Gerbrinde war sehr aufwendig. Erschwert
wurde die Produktion auch dadurch, dass „Schälwälder" meist sehr zerstreut
in den oft steilen Schwarzwaldtälern lagen. Bevorzugt waren Süd-,
Südwest- und Südosthänge. Meist waren den Eichen noch geringe Bestände
von Kastanie oder sonstigem Hartlaubholz beigemischt. Die Eichenschälwälder
(Eichbosch) hatten eine Umtriebszeit von 15 bis ca. 25 Jahren.
Neuanlagen wurden in der Regel mit drei- bis sechsjährigen Jungpflanzen
angelegt, die zuvor auf dem Feld als Stecksaat gezogen wurden. Die jungen
Kulturen wurden mehrfach gehackt. Bei älteren Schälwaldbeständen
wurden nach einer „Ernte" die Jungpflanzen aus Stockausschlägen gewonnen
. Im Übrigen wurden entstehende Lücken auch nachgepflanzt. Zur Zeit
der Blüte der Schälwaldwirtschaft waren allgemein ein bis zwei Durchforstungen
üblich. Im Winter vor dem Abtrieb oder auch schon ein oder einige
Jahre vorher wurde das nicht zur Schälung vorgesehene „Raumholz"
entfernt.15

Die in der Regel ca. 10 cm starken Eichenstämme wurden im zeitigen
Frühjahr im ersten Saft von der Krone oder zumindest unterhalb des Astansatzes
mit einem Haumesser in etwa fünf bis zehn cm breite Streifen
aufgeritzt. Dann wurde vom Stammansatz her die Rinde mit einem Rindenlöffel
vom Stamm gelöst. Mit einer etwa 2 m langen, im unteren Teil
verbreiterten Leiter wurde der Baum zu diesem Zweck bestiegen. Am
Oberteil der Leiter standen links und rechts Sprossen nach außen und
boten so eine zusätzliche Standmöglichkeit. Mit 2 bis 4 m hohen Leitern
konnte die Rinde bis zu einer Höhe von annähernd 7 m Höhe geschält werden
. Die Rinden blieben am Stamm hängen und trockneten einige Wochen,
bis sie zu Wellen gebunden wurden. Peinlich musste darauf geachtet werden
, dass die Rinden nicht schimmlig wurden, da diese dann keinen Käufer
mehr fanden. Der Baumdolder wurde in der Regel abgehauen und größere
Äste dann mit einem Eisen oder stabilen Bengel zum Lösen der Rinde geklopft
. Bengelholz von den Schäleichen war als Brennholz sehr begehrt.
Das nicht brauchbare Reisig wurde wie beim Reutfeld in Reihen aufgeschichtet
und mit Rüttibrennen entsorgt.

Die Furcht der Schälwaldbesitzer vor der ungewissen Zukunft war um
1900 sehr groß. Die bis dahin recht lukrativen Erlöse aus der Gerbrinde
und dem ebenfalls sehr begehrten „Bengelholz" wurden jedes Jahr weniger
. Die Anlage von Hochwald wurde weitgehend als zu langwierig angesehen
, weil für Hochwald eine Umtriebszeit von mindestens 60-80 Jahren


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