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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 227
(PDF, 115 MB)
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Die Edelkastanie - ein neuer Stern am Laubholzhimmel der Ortenau

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anstelle der aus Gründen des Schutzes der Urwälder geächteten Tropenhölzer
gewannen nicht nur Eichen, Buchen, Eschen, Ahorne, Kirschen und
Erlen gesteigerte Wertschätzung, sondern man erkannte auch, dass das
Holz der Edelkastanie, sofern es gerade gewachsen, astfrei und genügend
stark ist, eine beachtliche Tauglichkeit als Möbelholz, sowohl im Innen- als
auch im Außenbereich besitzt. Seine der Eiche ähnliche honiggelbe Farbe
und Festigkeit ermöglicht dem Möbeldesigner einen breiten Spielraum der
Verwendung von rustikalen Massivmöbeln im mediterranen Stil bis zu eleganten
Einzelstücken mit attraktiven Furnieren. Als Gartenmöbel vermag
das Kastanienholz durch seine ausgesprochene Wetterfestigkeit das bisher
beliebte Teakholz voll und ganz zu ersetzen. Allmählich spricht sich sogar
herum, dass in Frankreich ganze Schlossdächer mit Kastanienschindeln gedeckt
werden und auch das Kastanienparkett einen festen Platz im Sortiment
der dortigen Holzhandlungen einnimmt.

Gewichtige Argumente für die Edelkastanie finden sich im Gesamtthema
„Klimawandel und Energie aus Biomasse". Unbestreitbar und wissenschaftlich
fundiert ist heute die Erkenntnis, dass sich seit über einhundert
Jahren eine globale Klimaerwärmung vollzieht, die weitreichende
Folgen für die Lebensbedingungen von Menschen, Tieren und Pflanzen
hat; die beste Darstellung der Zusammenhänge findet sich derzeit bei
Flannery (2006). Dies bedeutet, dass die Edelkastanie als mediterrane
Baumart im künftigen Klima Mitteleuropas verbesserte Wachstumschancen
vorfindet, was nicht nur ihre Wuchsleistung stimuliert, sondern
auch die Gefahr frostbedingter Rissbildung weitestgehend eliminiert; gerade
die Ringschäle, die in einem besonders gravierenden Erscheinungsbild
1956 aufgetreten ist und bis heute sichtbare Schäden auf dem
Stammquerschnitt hinterlassen hat, hat das holztechnologische Ansehen
der Baumart erheblich herabgesetzt und das Preisniveau negativ beein-
flusst. Dass dieses Ereignis nunmehr fünfzig Jahre zurückliegt und sich
seither nie mehr wiederholt hat, mag als ein erster Hinweis auf den bereits
eingetretenen Klimawandel interpretiert werden. Tatsache ist auch,
dass Kastanienstämme, die nach diesem Schicksalsjahr als junge Bäume
freigestellt und systematisch nach modernen Pflegegrundsätzen erzogen
worden sind, heute schon ohne jegliche Ringschäle bis in die vierte
Stammholzklasse gewachsen sind und respektable Preise, wie in einem
späteren Kapitel ausgeführt, erzielen. Aus den Erfahrungen mit solchen
systematisch freigestellten Bäumen lässt sich im übrigen auch die Lehre
ziehen, dass die weitere, dem Engstand und möglichen inneren Spannungen
zugeschriebene Ringschäle durch geeignete Stammabstände bei den
Pflegeeingriffen vermieden werden kann, was ebenfalls der Holzqualität
zugute kommt. Nicht umsonst bewiesen auch die in Bauernwäldern heutzutage
immer wieder gefundenen starken und bis zur Furnierqualität reichenden
Einzelstämme, die aus eher zufälligem jahrelangem Freistand


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