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Helmut Volk
großflächig zur sehr wenig oder nicht überfluteten Altaue hin entwickelt.
Die Überflutungsaue geriet also relativ früh ins Minimum. Dieser 60-jährige
Prozess der Landschaftsentwicklung zwischen 1870 und 1930 brachte
neue, entscheidende Voraussetzungen für die nochmalige Erweiterung der
Biodiversität an Baumarten in den rheinnahen Wäldern (Abb. 8).
Die Standortsparameter haben sich nachhaltig und dauerhaft in gravierender
Weise geändert. Ursache waren der Bau des Rheinseitenkanals und
der Staustufen zwischen Breisach und Rastatt. Durch die Veränderungen
zwischen 1870 und 1930 sowie durch den Staustufenbau gibt es in diesen
Auewäldern im Grundsatz keine vollständige Renaturierungsmöglichkeit
in Richtung natürlicher Überflutungsaue.
Der heutige aueökologische Zustand hinsichtlich Grundwasser und
schwacher Überflutung unter den künstlichen Voraussetzungen des staugeregelten
Rheins muss in die Überlegungen der Standortskartierung für die
Auewälder aufgenommen und bei der Revitalisierung der Rheinaue berücksichtigt
werden. Wie die heute wirksamen Standortsparameter für die rheinbegleitenden
Auewälder zwischen Basel und Rastatt zu neuen Gruppierungen
aueökologisch zusammengefügt werden können, soll am Beispiel des
Auewaldes nördlich von Breisach zwischen Sasbach und Rheinhausen (Naturschutzgebiet
Sasbach Wyhl/Weisweil) dargelegt werden. In der aueökologischen
Gliederung wird die durch Staustufen und andere Flussausbaumaßnahmen
bestimmte Kulturaue Rhein in zwei Gruppen eingeteilt.
Die erste Gruppe standörtlicher, kulturlandschaftsbestimmter Einheiten
bildet die Staustufen-Aue mit Weichhölzern. Naturnahe Baumarten sind
Hybridpappeln mit hohen Anteilen an Schwarzpappel. Außerdem die
Schwarzpappel-Restvorkommen, Silberpappel, diverse Weidenarten. Die
zweite Gruppe standörtlicher, kulturlandschaftsbestimmter Einheiten der
Staustufen-Aue bildet die Altaue zwischen Rheindamm und landseitigem
Damm. In der Altaue historischer und heutiger Prägung sind nachweislich
mehr Baumarten als natürlich oder naturnah zu bezeichnen, als dies bisher
üblich war. Zu diesen natürlichen oder naturnahen Auewaldbaumarten gehören
beispielsweise alle Ahornarten, die Buche, die Birke, die Kiefer
(Volk 2002, 2003a) (Abb. 9). Zur Altaue gehört auch die Eiche, wobei
noch geklärt werden müsste, ob nicht nur die Stieleiche, sondern auch die
Traubeneiche in die Altaue neuer Prägung gehört. Aufgrund der langen
Zeit der Einbürgerung der Robinie (seit über 150 Jahren) sollte auch dieser
Baum den naturnahen Baumarten der Altaue heutiger Prägung zugerechnet
werden.
Potenzielle natürliche Vegetation und Biodiversität
In der aktuellen Diskussion um die Zukunft der Auewälder am Oberrhein
spielen Leitbilder für möglichst natürliche Auewälder eine große Rolle.
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