http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0309
Wald im Wandel: Aufgabenschwerpunkte des Staatlichen Forstamts Oberkirch 1975 bis 2001 309
luftsee mit einer Lufttemperatur von minus 10 °C in der Rheinebene, über
den sich bei Windstille eine Regenfront schob, sodass das Regenwasser sofort
an den Zweigen anfror und diese mit dicken Eiskrusten überzog; deren
Gewicht erreichte, wie sich aus Messungen ergab, das Zehnfache des Astgewichts
und führte daher zu schweren Bruchschäden. Davon waren vor
allem die Reviere Appenweier, Renchen und die unteren Lagen des Stadtwaldes
Oberkirch betroffen, wo es zu flächenweisen Brüchen in mittelalten
, also noch nicht erntereifen Beständen kam.
Kaum waren diese Schäden behoben und die Flächen wieder rekultiviert
, zeigten sich in den Wäldern des Forstbezirks die ersten Symptome
des in der Folgezeit immer ernster werdenden Problems der immissionsbedingten
Walderkrankung, die bald darauf die aufrüttelnde Bezeichnung
„Waldsterben" erhielt und das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zog.
Ein weiteres Glied in der Kette der Kalamitäten war eine Beobachtung
im Jahr 1984, als an den Alteichen im Staatswald Mührig eine als Weißfäule
diagnostizierte Erkrankung auftrat und Einzelbäume aller sozialen
Klassen befiel. Es entstanden einige empfindliche Ausfälle, die Schlimmeres
befürchten ließen. Erstaunlicherweise verschwand der Befall so schnell
wie er gekommen war, zeigte aber doch, wie risikoreich einzelne Baumarten
sein können und wie sinnvoll es sein kann, sich generell auf ein breites
Spektrum von Baumarten zu stützen.
Die nächste Welle forstpathologischer Gefahren drohte 1989, als ein
trockener Sommer die Borkenkäfergefahr verschärfte. Durch die Fortdauer
der immissionsbedingten Waldschäden war die Disposition der Fichten ohnehin
sehr labil und verlangte intensive Anstrengungen zur systematischen
Durchmusterung aller Bestände und zum umgehenden Einschlag und Verkauf
aller befallenen Stämme. Immerhin konnte dadurch - in Verbindung
mit der als durchaus effektiv einzuschätzenden Lockstoffmethode - eine
Massenvermehrung verhindert werden.
Schon ein Jahr später hielt ein neues Naturereignis die Forstleute in
Atem, als der Orkan „Wiebke" über Süddeutschland hinwegzog und eine
Spur der Verwüstung hinterließ. Im Forstbezirk Oberkirch fielen ihm „nur"
etwa 2000 fm zum Opfer, während er im Nachbarbezirk Bad Peterstal-
Griesbach einen Anfall in Höhe des gesamten Jahreseinschlages zu Boden
warf. Das gravierendste Problem war dabei, dass aufgrund des im ganzen
Bundesgebiet entstandenen Schadens von 18 Millionen Festmeter Nutzholz
und des im Winter bereits weitgehenden realisierten Jahreseinschlags
der Holzpreis sehr empfindlich reagierte und um 20 bis 30 % nachgab -
ein Rückschlag, der auch die nicht besonders betroffenen Forstämter benachteiligte
und erst nach mehreren Jahren wieder ausgeglichen werden
konnte.
Neue Aufregung erzeugte im Jahr 1994 die Massenvermehrung des
Schwammspinners, eines Schmetterlings, den es in unbedeutender und
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0309