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Die Klosterpforte des ehehemaligen Offenburger Franziskimerklosters
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Insgesamt erwartet uns ein spannender Streifzug viele Jahrhunderte zurück
in eine Zeit, die uns später Geborenen wie ein ferner Albtraum erscheint
, auf den aber durch das lebendige Zeugnis der „tapferen Tür" etwas
Licht fällt. An keinem erhaltenen Zeugnis der Stadtgeschichte lässt sich
diese Vergangenheit so eindrucksvoll demonstrieren.
_DER ZEITHINTERGRUND_
„Marte arDente"- „als die Kriegsfackel loderte":
Strategische Bedeutung Offenburgs im 17. Jahrhundert
Wenn man vom Beginn des europaweiten 30-jährigen Krieges 1618 ausgeht
und das Jahrhundert mit dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges
Ludwigs XIV. im Frieden von Rijswijk 1697 beschließt, war die Freie
Reichsstadt Offenburg über 80 Jahre lang kriegerischen Handlungen ausgesetzt
, die Wohlstand und Gedeihen des blühenden Marktstädtchens im
Kern getroffen haben. Seine günstige strategische Lage in der Oberrheinischen
Tiefebene als Schlüssel zum Kinzigtal und zum Kniebispass und als
Kreuzungspunkt vieler Nord-Süd- und West-Ost-Verbindungen wurde Offenburg
in den großen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts zum
Verhängnis. Die durchziehenden Truppen gegnerischer Heere suchten hier
Kriegsquartiere, besonders im Winter, forderten Kontributionen, plünderten
und bauten die Stadt mehrfach zur Festung aus, die dann bald wieder
geschleift wurde. Als Markt- und Messestadt durch vielfältigen Handel
wohlhabend geworden, bot sie den vorbeiziehenden Heeren mit ihren Kirchen
, Türmen und hohen Giebeln reicher Bürgerhäuser einen prächtigen
und verlockenden Anblick.
Die Freie Reichsstadt Offenburg war 1240 vom Stauferkaiser Friedrich
II. mit dem Stadtrecht geadelt worden, hatte damit das Markt-, Münz- und
Mauerrecht und zeigte neben ihrem Stadttorwappen stolz den kaiserlichen
Reichsadler. Offenburg hatte Sitz und Mitsprache im Reichstag zu Regensburg
und genoss über Jahrhunderte den Schutz des Kaisers. Dafür musste
es dem Reich Abgaben leisten und hatte in Kriegszeiten militärische Verpflichtungen
, wie die Beherbergung kaiserlicher Truppen. Der Handel mit
Wein, Korn, Vieh, Holz, Töpferwaren, agrarischen Lebensmitteln und städtischen
Handwerksprodukten auf den Märkten der Stadt, sowie die Zölle
auf Flößerholz, Glas und andere Produkte aus dem Schwarzwald, die Offenburg
passieren mussten, hatte Offenburg reich gemacht. Das äußerte
sich im Stadtbild mit den drei weit sichtbaren Stadttortürmen, der Heilig-
Kreuz-Kirche und dem St. Andreas-Spital, den beiden hoch aufragenden
Zentralgebäuden der Laube und der Alten Pfalz in der Stadtmitte, zwei
stattlichen Klöstern, dem neuen Renaissance-Rathaus, fünf Trinkwasserbrunnen
und sechs Mühlen. Außerdem bot die Stadt ihren Besuchern meh-
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