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Die Klosterpforte des ehehemaligen Offenburger Franziskanerklosters
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Abb. 2: Planta della citta di Offenburgh (1678), Österreichisches Staatsarchiv
Wien, Kriegsarchiv, KIIb 42-900 E
eine kaiserliche Schutztruppe auf, die aber schon einen Monat später dem
Druck der feindlichen Übermacht weichen musste. Mitten im Wiederaufbau
der Befestigungen besetzte am 18.08.1689 der französische Duc de
Duras erneut die Stadt und begann sofort mit seinem vierwöchigen Zerstörungswerk
. Von der ehemaligen Stätte der adlergekrönten Freien Reichsstadt
Offenburg blieb nur noch ein rauchender Trümmerhaufen übrig, ein
zufällig verschontes Kapuzinerkloster am südlichen Stadtrand - und
irgendwo im Brandschutt unsere „tapfere Klostertür" am nördlichen Stadtrand
.
Wie sich die Stadt vor der großen Zerstörungsaktion der Franzosen präsentierte
, zeigt die letzte vor diesem Datum erhaltene Ansicht der „Pianta
della citta di Offenburgh, cosi presentemente si trova" aus dem Jahre 1678'
(Abb. 2).
Der Bericht über die „Entfestigung" Offenburg gerät schon den zeitgenössischen
Chronisten zu einem erschütternden Horrorszenario. De Duras
ließ die Stadt vier Wochen lang hemmungslos plündern. Nicht nur die private
Habe der Bürger, wie Betten, Möbel, Hausrat, Weinfässer und andere
Vorräte wurden hastig auf Ochsenkarren nach Straßburg verbracht. Auch
22 Kirchenglocken wurden abmontiert und wie die Altarbilder und Kirchenschätze
drüben in Frankreich versilbert. Die beiden größten Glocken
der Offenburger Pfarrkirche Heilig Kreuz von je über 20 Zentnern konnten
von den Breisachern noch rechtzeitig an ihrer Rheinbrücke gegen andere
„mißtönende Glocken" eingetauscht und so für ihr Münster gerettet werden
. Mit der Konfiszierung aller Kanonen, Musketen und Munition war die
Stadt wehrlos auf Gedeih und Verderb der demütigenden Willkür der siegreichen
Feinde ausgeliefert.
Nach der radikalen Plünderung begann die systematische Zerstörung
der Stadt durch dieselbe Mannschaft, diesmal unterstützt von den „mi-
neurs" der Genietruppen, den Pionieren mit ihren hochwirksamen Sprengstoffen
. 5000 Bauern der umliegenden, meist schon zerstörten Dörfer wurden
zwangsverpflichtet, die dreifache Stadtmauer, alle Schanzen, Stadttürme
und Wälle, später auch die Brücken einzureißen und die Gräben zuzuschütten
. Rathaus, Kanzlei, Andreashospital und das stattliche Zentralge-
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