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Manfred Merker
das „persönliche biologische Alter" eines Baumes bestimmen, sondern
langfristig auch die historische Zeit seines Gewachsenseins: Durch sorgfältige
nichtinvasive Abnahmen vor Ort oder einige zigarrengroße Proben
mittels eines Spezialbohrers wird das Jahresringmuster erfasst und mithilfe
eines Computers mit einer im Laufe der Jahre aufgestellten Referenzkurve
verglichen, die als Bezugsgröße für eine zeitlich genaue Einordnung dient.
Durch die inzwischen in großer Zahl vorliegenden Messungen hat sich eine
weit über die Römerzeit in ferne Vergangenheiten zurückreichende
Standardchronologie entwickelt. Die entnommene oder auf andere Weise
erfasste Probe wird in ihrer individuellen Abfolge der Baumringe nach ihrem
Muster auf der Skala „abgefragt" und in einem Kurvendiagramm dargestellt
. Jede Jahresringabfolge ist so individuell und unverwechselbar,
dass sie der Genauigkeit eines Fingerabdrucks entspricht und die Genauigkeit
der zeitlichen Fixdatierung mit einer Standardabweichung von nur
zehn Jahren plus/minus hat.
In unserem Falle wurden ohne Bohrungen Proben aller vier Holzplanken
(Tanne / Fichte) präpariert und ausgemessen. Dabei ergaben sich als
Dendrodaten an den ersten drei Planken mit jeweils 77 messbaren Jahresringen
Werte, die sich auf das Jahr 1550, 1559 und 1569 zurück datieren
lassen. Hier, wie bei der vierten gemessenen Planke, fehlte allerdings die
für eine exakte jahrgenaue zeitliche Einordnung notwendige Waldkante.
Von der vierten Planke wurden 80 Jahrringe ebenfalls auf das Jahr 1569
dendrochronologisch zurückdatiert.
B. Lohrum konnte nach Auswertung obiger Daten und der Einschätzung
vor Ort die Fällung des für unsere Klostertür verwendeten Holzes auf die
Zeitspanne um 1581 plus/minus 10 Jahre eingrenzen. Damit steht ein archäologisch
einigermaßen genaues Datum für die historische Einordnung
fest, es ist somit auch erwiesen, dass wir es hier nicht mit der ersten Klostertür
des Franziskanerklosters zu tun haben.
Es kann davon ausgegangen werden, dass die Handwerkermönche des
Klosters mit ihrem im Winter 1581(+/-10) gefälltem Fichtenholz aus ihrem
Wald am Fessenbacher Steinbruch ca. 80 Jahre später die Tür selbst
hergestellt haben. Das schlichte Holz der Tür entspricht gut dem franziskanischen
Ideal apostolischer Armut. Die Klosterpforte hat dann wahrscheinlich
nicht mehr als eine Generation ihren Dienst getan, ehe sie den Brand
überdauerte. Tatsächlich ist die Tür auch heute noch nach über 400 Jahren
bis auf kleine Kerben und Nageleinschläge in einem hervorragenden Erhaltungszustand
ohne größere Materialschäden oder Wurmfraß.
Das Türschloss: Eine stilistische Einordnung
Das in die Mitte der linken Seite der Tür mit acht großen Nieten eingearbeitete
große Eisenschloss ist ohne irgendwelche Schäden noch vollständig
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