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Die Gründung des Bistums Bamberg durch Heinrich II. und die Ortenau
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klänge an das Alte Testament sind unübersehbar: Die Hohen Priester von
Aaron und Hur stützten Moses so lange die Arme, bis die Feinde besiegt
waren. Zwei Engel überreichen Heinrich die Herrschaftssymbole, die Hl.
Lanze und das Schwert. Die Hl. Lanze ist wie der Stab Aarons mit Knospen
versehen. Neben dem Verweis auf die bayerische Herkunft und das
Geblütsrecht steht der Auftrag Gottes über allem. Die Umschrift wiederholt
die Aussage des Bildes: „Siehe, es wird gekrönt durch göttliche Autorität
und gesegnet der fromme König Heinrich, emporgehoben zum Himmelsgewölbe
seiner väterlichen Ahnen."21
Aus diesem bildhaft formulierten Verständnis lassen sich die Grundzüge
von Heinrichs Herrschaftspraxis ableiten. Der Herrscher, der von Gott
selbst beauftragt ist und Gott zu gehorchen hat, kann auch von seinen
Untertanen Gehorsam einfordern.22 So lässt sich der vermeintliche Widerspruch
auflösen, der zwischen Heinrichs Gesten der Selbstdemütigung,
wie sie die Bischöfe auf der Frankfurter Synode erlebten, und dem unerbittlichen
und rigorosen Vorgehen gegen seine Feinde besteht. Nur wer
sich wie Herzog Hermann bedingungslos unterwarf, konnte auf Gnade
rechnen. Heinrich erscheint einerseits geradezu als „Gewaltherrscher", andererseits
aber als der Heilige, der unbedingt sich dem Willen Gottes fügt.
Stefan Weinfurter spricht von einer neuen Form der Konfliktregelung und
verweist auf die Unbarmherzigkeit des Herrschers, der den Beinamen
„Heinrich der Strenge" hätte tragen können. Schon der zeitgenössische
Chronist Brun von Querfurt hatte Heinrichs mangelnde Barmherzigkeit beklagt
.23
Dass es Bischöfe sind, die den König stützen, kann auch als symbolischer
Ausdruck der ottonischen Herrschaftssicherung gesehen werden: Die
Grundlage königlicher Macht bildete die Reichskirche.24 Die Reichskirchenpolitik
erreichte unter Heinrich II. ihren Höhepunkt. Während weltliche
Große dazu tendierten, ihre Reichslehen erblich zu machen und sich
vom Einfluss der Königsgewalt zu lösen, standen Kirchen und Klöster so
lange unter dem Einfluss des Königs, wie dieser über die Besetzung von
Bistümern und Abteien verfügen konnte.25 Heinrich II. versammelte in seiner
Hofkapelle Adelssöhne auf allen Teilen des Reiches. Aus ihnen rekrutierte
Heinrich die Bischöfe, mit denen er frei werdende Bistümer
besetzte.26 Von 62 Bistumsbesetzungen gelang es nur einem Bischof, Albe-
ro von Metz, gegen den Willen des Königs in sein Amt zu kommen.27 Vor
allem berücksichtigte Heinrich ehemalige Gefährten aus seiner bayerischen
Herzogszeit. So besetzte er alle drei rheinischen Erzbischofsstühle
mit seinen Getreuen: Erzbischof in Trier wurde 1015 Poppo, in Köln 1021
Pilgrim und im gleichen Jahr in Mainz Aribo.28
Nach dem sakralen Selbstverständnis von Heinrichs Königtum wäre es
jedoch eine Verkürzung, seine Reichskirchenpolitik ausschließlich machtpolitisch
zu verstehen. Schon Santifaller hat auf die religiösen und kirch-
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