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Die Gründung des Bistums Bamberg durch Heinrich II. und die Ottenau
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schütz, Immunität, Garantien für Zehntrechte, Wildbann und Güterbesitz.
Mit dem Abt Odilo von Cluny war Heinrich schon 1003 in Verbindung getreten
und ließ es sich nicht nehmen, 1022 bei der Rückkehr aus Italien
persönlich Cluny zu besuchen und sich in die Gebetsverbrüderung aufnehmen
zu lassen.33 In der Chronik von Lorsch wird Heinrich als „Vater der
Mönche" bezeichnet.34
Auch den Bischöfen seines Reiches stand Heinrich so nahe, dass sie als
„coepiscopi" (Mitbischöfe)35 gesehen wurden. Zwischen Königtum und
Bischöfen bestand ein enges Vertrauensverhältnis. Die „Funktionsgemeinschaft
" (Weinfurter) zwischen dem Herrscher und seinen Bischöfen beruhte
jedoch nicht nur auf machtpolitischer Balance, sondern kulminierte in
einer spirituellen Gemeinschaft, die zugleich Antrieb für eine fortdauernde
innere Erneuerung der Kirche war. Eine besondere Verbundenheit entwickelte
Heinrich II. zur Straßburger Bischofskirche. Der dortige Bischof
Werner (1001-1027) hatte mit Heinrich schon die Domschule in Hildesheim
besucht und ihn im Streit mit Hermann II. unterstützt. Sechsmal besuchte
Heinrich II. zwischen 1004 und 1021 Straßburg.36 1003 hatte Heinrich
durch die Übertragungen der Abtei St. Stephan und ihrer reichen Besitzungen
den Wiederaufbau der Domkirche ermöglicht. 1014 schenkte er
dem Straßburger Bischof die Benediktinerabtei Schwarzach, 1017 einen
großen Wildbann zwischen Hagenau und Schlettstadt. Der Straßburger
Chronist Jacob Twinger von Königshofen erzählt die Legende, der König
sei von dem gottseligen Leben der Straßburger Domherren so beeindruckt
gewesen, dass er selbst Domherr werden wollte. Die Reichsfürsten hätten
jedoch den König von seinem Vorhaben abgebracht. Stattdessen gründete
der König die Chorkönigspfründe. Seit dem 13. Jahrhundert wurde dem
1146 heilig gesprochenen Kaiser im Straßburger Münster ein eigenes liturgisches
Fest gewidmet.37
Die Gründung des Bistums Bamberg 1007
Höhepunkt von Heinrichs Reichskirchenpolitik war die Gründung des Bistums
Bamberg.38 Das Castrum Babenberh war im Kampf zwischen den Babenbergern
und den siegreichen rheinischen Konradinern in die Hand König
Konrads I. (911-918) gelangt und Reichsgut geworden. Otto II. übergab
den befestigten Platz an der Regnitz im Jahr 973 an den bayerischen
Herzog Heinrich den Zänker. Dessen Sohn, der spätere König Heinrich,
hatte schon als Kind Gefallen an der Stadt gefunden.39 Als Zeichen besonderer
Wertschätzung und Morgengabe übertrug er Marktsiedlung und Burg
Bamberg 997 an seine Braut Kunigunde.
Der Plan zur Gründung eines Bistums Bamberg wurde begünstigt durch
die machtpolitischen Entwicklungen des Jahres 1003. Markgraf Heinrich
von Schweinfurt, auch Hezilo genannt, beherrschte den bayerischen Nord-
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