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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 386
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Walter E. Schäfer

Gesang bestimmt. Am Anfang intonierte der Musikverein den Choral Das
ist der Tag des Herrn. Eine Lehrerin aus Willstätt, Frau Hessig, trug zwei
Gedichte vor, darunter das von Moscherosch um mehrere Strophen erweiterte
Verleih uns Frieden gnädiglich, das wir in der Fassung von Martin
Luther im evangelischen Gesangbuch kennen.13 Der Männerchor Teutonia
trat mit Feierliedern auf.

Die Festansprache hielt Johannes Beinert. Er umriss die Biografie Mo-
scheroschs und stellte einige seiner Schriften vor. Noch konnte er sagen:
„seine Werke seien noch nicht vergessen; er sei bekannter als man glaube,
er habe viele Freunde, finde immer mehr Anhänger und Leser". Das Gleiche
wird man nun, hundert Jahre später, so nicht mehr behaupten können.
Auch hier stellte Beinert die Verbindung zu Straßburg her. Moscherosch
sei einer der ersten Studenten der 1621 gegründeten Straßburger Universität
gewesen. Danach übergab Beinert im Namen des Vorbereitungskomitees
das Denkmal an die Gemeinde, vertreten durch den Bürgermeister
Ludwig Reiß.14

Der feierlichste Augenblick kam mit der Enthüllung des Denkmals. Sie
war Professor Martin aus Straßburg vorbehalten. Der Berichterstatter der
Straßburger Neuesten Nachrichten schwelgte in Erinnerung an diesen Moment
: Die Hülle fiel unter Tusch, und das obeliskartige Denkmal mit dem
Bronze-Medaillon des deutschen Dichters erhob sich, bestrahlt von leuchtendem
Sonnenschein. Eine schwarze Marmortafel zeigte die Inschrift in
Goldbuchstaben: „Hans Michael Moscherosch, Philander von Sittewald,
1601-1669". Ein gemeinsamer Gesang der Festversammlung des Liedes
Deutschland, Deutschland über alles unter Musikbegleitung beschloß die
erhebende, würdige Feier und mächtig hallten die wuchtigen Klänge des
Vaterlandsliedes durch die sonntäglichen Dorfstraßen, worauf Bürgermeister
Reiß das Denkmal im Namen der Gemeinde übernahm und seinen
Dank dafür aussprach.

Das sind dann doch deutlich Töne der Wilhelminischen Ära. Und auch
das Denkmal trägt Züge der Zeit Wilhelms II. Von einem Straßburger
Steinmetz namens Krön hergestellt, zeigt es den bei Denkmälern aus dieser
Zeit beliebten Sockel aus Granitquadern, dem die straffen, fast militärischen
Züge des Bronzeporträts Moscheroschs entsprechen. In der Inschrift
ist der Vorname Johann zu dem deutscher klingenden Hans verkürzt - doch
das hatte Moscherosch selbst schon auf den Titelblättern einiger seiner
Schriften zugelassen. So bleibt das Denkmal ein Zeugnis seiner Ära.

Auch das anschließende gesellige Beisammensein der Festversammlung
in den oberen Sälen des Gasthauses Adler entspricht den Gepflogenheiten
bei solchen Festen. Pfarrer Heinrich Wilhelm Kühner führte den Vorsitz
und trug mit einer Ansprache zur Festlaune bei.15 Einen befremdlichen Ton
brachte allein Professor Martin in die Runde. Er lehnte - so berichten die
Straßburger Neuesten Nachrichten - die Gefolgschaft von Straßburg, be-


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