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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 406
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406

H.-R. Fluck/W. E. Schäfer

Die zweite Nürnberger Persönlichkeit nach J.G. Volckamer, deren Quirin
Moscherosch gedenkt, ist Johann Michael Dilherr, Antistes und Hauptprediger
an St. Sebald (1604-1669)43, wo Q. Moscherosch getraut wurde.
Es folgen Ratsherren und Geistliche der Freien Reichsstadt Nördlingen:
Johann Georg Seefridt, Rat der Stadt (1633-1672)44, Wilhelm Friedrich
Romul, Rat der Stadt und Kanzler45, Johann Marcel Westerfeld, Pfarrer,
später Superintendent (1610-1678)46, Heinrich Gottfried Gundelfinger,
Advokat der Stadt und württembergischer Rat in Weiltingen (?-1671)47;
zwei weitere anagrammatische Gedichte für Johann Gottfried Seefridt und
Johann Friedrich Romul schließen an. Es wird eines Blinden gedacht, Johann
Schmidt, Prediger in Nördlingen, gekrönter Dichter (1639-1689) 48
Den Schluss bilden zwei Theologen, die sich als frühere Studenten der
Theologie an der Universität Straßburg nachweisen lassen49: Johann Gebhard
aus Kempten, 1665 immatrikuliert, und Nikolaus Kobelt, aus Nördlingen
stammend und später als Pastor im Hanauerland tätig50, 1662 immatrikuliert
.

Überblickt man die Serie dieser Gedichte, so stellt sich die Vermutung
ein, dass die meisten von ihnen in Zusammenhang mit den Reisen des jungen
Moscherosch in den Jahren 1646 bis 1647 und 1649 nach Nürnberg,
dann wieder 1668 bis 1669 (?) nach Nördlingen und Nürnberg entstanden
sind. Sie dienten der Anknüpfung und Festigung von Beziehungen, die Johann
Michael zum Teil schon vor den Reisen Quirins aufgenommen hatte.
Doch bedenkt der jüngere Moscherosch weniger Ratsherren und Juristen
als - seiner eigenen Berufung entsprechend - Theologen und Geistliche.
Besonders dicht waren die Beziehungen nach Nördlingen. Ihnen kam die
konfessionspolitische Affinität zwischen den Magistraten und Kirchenbehörden
in den Freien Reichsstädten Straßburg und Nördlingen zugute.
Außerhalb dieses Bezugssystems stehen nur die fürstlichen Häupter zu Beginn
und die Studenten am Ende der Serie. Von den Regierenden hatte die
Familie Moscherosch Begünstigungen erfahren. Die Studenten, eine Generation
jünger als Quirin Moscherosch, waren ihm, dem Pfarrer in Boders-
weier, das nur zehn Kilometer von Straßburg entfernt ist, wohl persönlich
bekannt.

Der Poet Moscherosch bevorzugte zeit seines Lebens unter allen poetischen
Formen das Anagramm, sei es in Deutsch, sei es in Latein, so in der
repräsentativen Sammlung für das hanauische Fürstenhaus, Hanauische
Lob=Lieb=Lust=Lehr und Leidgedichte, Straßburg 1668, wie in dieser
Sammlung, die hauptsächlich ein Publikum von Patriziern anspricht. Das
sind zum Teil nur achtzeilige Hexameterstrophen wie das Widmungsepigramm
, zum großen Teil aber zweigliedrige Gedichte, die im ersten Teil
die zur Verschlüsselung bereitgestellten Wörter - fast immer die Vor- und
Eigennamen des Geehrten - und die buchstabengleichen Schlüsselwörter
darbieten. So werden zum Beispiel Titel und Name des blinden Poeten


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