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Klaus G. Kaufmann
Bemerkt werden muss allerdings, dass es vielfältige politisch, kulturell und
religiös motivierte Unterbrechungen, Verbote und auch sonstige Änderungen
in Darstellung und Inhalt gab. Hinweisen möchte ich auf die Reformationszeit
, den Bauernkrieg, den dreißigjährigen Krieg, die Josephinischen
Reformen, die Aufklärung, die staatlichen Umwälzungen als Folge der napoleonischen
Kriege, die Säkularisation, bis hin zum herrschaftlichen oder
polizeilichen Verbot. Sie alle haben ihre Schleifspuren hinterlassen.
Das „Konradsblatt", Wochenzeitung der Erzdiözese Freiburg schreibt
über die Entstehung des Sternsingens5: „Am sechsten Januar wird die Erscheinung
des Herrn gefeiert, auch Epiphanie genannt. Der Göttlichkeit Jesu
begegnen nach dem Matthäusevangelium (Mt 2) je nach Übersetzung Weise,
Magier oder Sterndeuter aus dem Osten. Aufgrund der Geschenke Gold,
Weihrauch und Myrrhe geht man von drei Besuchern aus, die seit dem
sechsten Jahrhundert als Könige bezeichnet wurden. Seit dem neunten Jahrhundert
tragen sie die Namen Caspar, Melchior und Balthasar. Im zwölften
Jahrhundert wurden ihre angeblichen Gebeine nach Köln gebracht, wo sie
heute in einem Goldschrein aufbewahrt werden. Der Brauch des Dreikönigsfestes
entstand im 13. Jahrhundert und erlangte solche Bedeutung, dass der
sechste Januar fast nur noch als Fest der Heiligen Drei Könige gefeiert wird.
Im 16. Jahrhundert breitete sich der Brauch des Sternsingens aus. Kloster
und Chorschüler an den Bischofsitzen und Stiften sollen den Brauch eingeführt
haben. Andere Quellen sprechen von erwerbslosen Handwerksburschen
, Soldaten und später auch armen Kindern. Mit einem Stern zogen sie
von Haus zu Haus, erzählten in ihren Liedern von den Weisen aus dem Morgenland
und erbaten Gaben. Bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts
sammelten die Sternsinger für sich selbst. Seit 1959 werden die Heiligen
Drei Könige offiziell von katholischen Gemeinden ausgesandt, um Spenden
für Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt zu erbitten."
Dreikönigssänger erscheinen in den Ratsprotokollen und Rechnungsbüchern
der Städte und Klosterherrschaften, wenn sie sich auffällig verhalten
(sprich: dass sie gerauft und gesoffen haben! Anmerkung des Verfassers),
oder wenn sie Almosen erhalten haben. So erscheint im Lohnherrenbuch
(1575-1584) der ehemals freien Reichsstadt Gengenbach6 unter „Ausgab
in minoribus" „ Sambstags nach Trium Regum 79" also für das Jahr 1579
„Item ii sl d dem Thum bloßer von Lare verehrt, Item i sl iii d armen Leuten
umb Gotteswillen". Drei Jahre später, also im Jahre 1582, schreibt der
Stadtrechner in sein Rechnungsbuch unter „Sambstags nach trium Regum
82" in den Rechnungszeilen 11 bis 16: „Item iiii sl dem bläser von Offenburg
", „Item ii sl dem bläser von lahr", „Item ii sl dem bläser von Haßlach
", „Item i sl einem armen Schulmeister", „Item einem Priester iiii sl
verehrt", Item ii sl den guten Leuten zum guten Jar". Jedenfalls ein Hinweis
auf eine (be)lohnenswerte Aktivität. Einzelheiten verrät das ehrwürdige
Lohnherrenbuch leider nicht.
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