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Die heiligen drei König mit ihrigem Stern
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Orten in Teilen wiederholen. Dieser Autor bezieht sich zwar auf eine germanische
Herkunft des Brauches, aber Historiker und Brauchtumsforscher
sind sich sicher, dass diese Auffassung heute nicht mehr haltbar ist. Dazu
fehlt auch nachweisbare Kontinuität. Interessant ist aber der darauf folgende
Text: „... so sehen wir in der christlichen Zeit bis heute noch, wenn
auch nur in wenigen Orten noch, bei uns in der Seegegend den Brauch der
umherziehenden ,heiligen Drei Könige mit ihrem Stern'. Noch vor wenigen
Jahren war es hierzulande üblich, dass am Dreikönigstagabend drei
Knaben oder manchmal auch erwachsene Burschen die drei Könige darstellten
und den Umzug im Dorf von Haus zu Haus trugen. Sie trugen
meist schwarze Hosen, darüber weiße Hemden und als Kopfschmuck eine
mit Goldpapier verbrämte Krone aus Pappe; eine goldgewirkte Schnur umgürtete
das Hemd. Melchior, der König des Mohrenlandes (sonst wird immer
Kaspar als der schwarze König angesehen! Anmerkung des Verfassers
), die Seele des Unternehmens, zeigte seine überragende Stellung neben
dem geschwärzten Gesicht und den großen goldenen Ohrringen vor allem
durch einen in der Hand getragenen Stab mit oben angebrachtem goldenen
Sternkasten, der mehrere farbige Gläser und innen eine brennende
Kerze enthielt; und dieser Sternkasten konnte durch eine Haspel, wie ein
Rad gedreht werden. Der Weise zur Linken trug eine Sparbüchse, der zur
Rechten ein Ränzlein, die beide zur Entgegennahme milder Gaben bestimmt
waren. So zogen sie meist abends von Haus zu Haus. In der Stube
stellten sie sich nebeneinander auf und sangen gemeinsam dieses Lied;
während des Vortrags wurde der Stern immer gedreht":
„Wir kommen daher in aller Gefahr und wünschen Euch allen
ein gutes Neujahr, ein gutes Neujahr, eine friedliche Zeit, die uns
Gott Vater vom Himmel rab geit (gibt). Gott Vater, Gott Sohn,
Gott Heiliger Geist!
Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern, sie suchen den
Herrn und fänden ihn gern. Da gingen alle drei das Bergelein
hinauf, Hemdes schaute zum Fenster heraus. Hemdes sprach mit
falschem Bedacht: Wie ist der hinterste König so schwarz. Er ist
nicht schwarz, er ist nicht weiß, er sieht dem König vom Mohrenland
gleich. Bist du der König vom Mohrenland, so biete mir die
rechte Hand! Die rechte Hand, die bief ich nicht, du bist Hemdes
, dir trau ich nicht! Es fliegt ein Vöglein übers Feld, wir nehmen
nichts als Fleisch und Geld; es fliegt ein Vöglein über den
Boschen, wir nehmen nichts als Sechser und Groschen. Wenn ihr
uns gern habt, so gebt uns bald, wir müssen heut Nacht noch
durch den finstern Wald, durch den finstern Wald, durch den tiefen
Schnee, wie tuts den heiligen drei Königen so weh, o jeh! "
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