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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 101
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„Trenderle66 und „Holegrasch":

Spuren jüdischen Brauchtums in der Ortenau

Martin Ruch

Die Auslöschung der jüdischen Gemeinden in der Ortenau durch den Nationalsozialismus
bedeutete auch das Ende eines lebendigen jüdischen
Brauchtums. Die überwiegend religiösen, aber auch die weltlichen, alltäglichen
Bräuche hatten den Juden geholfen, ihre kulturelle Identität in einer
nichtjüdischen Umwelt zu bewahren. Oder, wie es Maria Schwab in ihren
Erinnerungen an das jüdische Leben in Altdorf in der Ortenau gesagt hat:
„Vor Jahrtausenden nahmen die Juden ihre Feste und das Brauchtum, das
sich um sie rankte, sogar ins Exil mit. Durch die Feier der jüdischen Feste
in der Diaspora wurden die starken geistigen Bindungen geschaffen, die
das jüdische Volk selbst in den schwierigsten Zeiten der Not an den Glauben
und an das Land der Väter knüpften. Auch im Leben der Juden unserer

* * 1

Heimat spielten die alten Uberlieferungen eine zentrale Rolle."1

Dabei war immer zu unterscheiden gewesen zwischen strenger Ausübung
vorgeschriebener liturgischer Rituale und dem eher liberalen Umgang
mit der Tradition. Alle denkbaren Varianten der Brauchtumspflege
gab es in den Landgemeinden und in den Städten. In vielen Untersuchungen
zur Geschichte der Ortenauer Juden werden stets, wenn auch in variierender
Ausführlichkeit, solche lokalen Bräuche beschrieben. Überlebende
Zeitzeugen oder die christlichen Nachbarn von einst erinnerten sich an das
frühere Leben. Als Beispiel für eine solche Publikation steht die Arbeit
von Elfie Labsch-Benz über die jüdische Gemeinde Nonnenweier, die bereits
im Untertitel ankündigte, „Leben und Brauchtum in einer badischen
Landgemeinde zu Beginn des 20. Jahrhunderts"2 zu dokumentieren. Alltag
und Festtage sowie besondere Ereignisse im Lebenszyklus von der Geburt
bis zum Tod sind in dieser Veröffentlichung im Blick auf das in Nonnenweier
damit verbundene Brauchtum geschildert. Auch Rosalie Hauser hat
in ihren Erinnerungen an das Alltagsleben des 19. Jahrhunderts in Rust3
viele Bräuche festgehalten.

Der folgende Überblick möchte einen kurzen Einblick in diese verlorengegangene
Vielfalt geben anhand ausgewählter Bräuche. Eine systematische
Zusammenstellung dieser Formen der jüdischen Kultur, eine „Volkskunde
der Ortenauer Juden" also, steht noch aus.4


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