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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 112
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Martin Ruch

drei Blättchen an der Zweigspitze vollkommen unbeschädigt waren. Auch
mußten die Blätter länglich sein. "43

Diersburg: Die folgende Erinnerung an die Diersburger Juden steuerte
Bertold Herrmann zur Monographie des Historischen Vereins bei: „Die
Familie Maier Maier, die auf der Südseite neben dem Badischen Hof
wohnte, hatte vor ihrem Haus neben der Straße zur Festzeit eine solche
Hütte erstellt. Da zwischen dem Haus und der Straße nur wenig Platz ist,
war dies genau an der Einfahrt zur Judenstadt, was aber damals schon
verkehrsbehindernd war. Ab 1925 erstellte die Familie dann keine Laubhütten
mehr. "44

Arnold Lederer: „Ich erinnere mich an meine Kindheit in Diersburg, wo
jede Familie, wenn sie Platz hatte, hinter ihrem Haus eine Laubhütte gemacht
hat. Und die Bretter, die dazu dienten, waren immer dieselben. Sie
wurden nach dem Fest auf die Seite gelegt und das nächste Jahr wieder
geholt."45

Fritz Eisenmann: „Ich war damals Korbmachermeister. Da kam eines
Tages der Judenlehrer Schloß zu mir und fragte mich, ob ich ihm ein Weidengeflecht
machen könnte. Am Laubhüttenfest sollten die Juden nämlich
nach ihren Vorschriften in einer Hütte übernachten, in der man den Himmel
über sich sah. Hinter der Judenschule war ein Anbau, der mit Ziegeln
abgedeckt war. Ich sollte die Ziegel abdecken und ein Korbgeflecht anfertigen
, das als Dach aufgelegt wurde, durch das man den Himmel sah. Ich
fertigte das Weidengeflecht an und brachte es an der vorgesehenen Stelle
an. Ich wurde gut dafür entlohnt. Über einige Jahre hinweg mußte ich am
Laubhüttenfest immer das Geflecht an derselben Stelle anbringen. "46

In ihrem Tagebuch schrieb 1939 die Offenburgerin Clementine Neu,
geb. Wolff, über einen sommerlichen Besuch im heimatlichen Bodenseedorf
Wangen: „Zurück nach Wangen machte ich Hannelore und Gert die
Freude, im ,Horn das Badehäusle in eine Sukka zu verwandeln. Ketten
wurden angefertigt, Körbchen aus Papier geschnitten und mit Blumen,
Obst und goldenen Nüssen die Decke verziert. Nach etlichen Monaten unseres
sonnigen Aufenthaltes in Wangen, verließen wir in den Halbfeiertagen
von Sukkoth unser treuliches Dorf. "47

Clementine Neu stammte aus demselben Dorf wie der Dichter Jacob Picard
(1883-1967), der in seinen Erzählungen liebevoll das jüdische Leben
auf dem Lande geschildert hat und sich auch an die Laubhütte erinnerte:
„Äpfel, Birnen Walnüsse waren reif und hingen eines Tages neben den
grüngelben Kürbissen zwischen farbigen Papiergirlanden und hellroten
Hagebutten herab von den Zweigen, die das Dach der Sukka bildeten. Sie
stand offen dicht an der Dorfstraße und in ihr nahmen wir während der
Festwoche alle Mahlzeiten, beteten und sangen. Und wir Buben hatten geholfen
, die Bachweiden für den Lulav zu schneiden, ja sie manchmal allein
holen zu dürfen draußen am Berghang, wo der Mühlbach herabschoß."4*


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