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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 134
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Uwe Schellinger

jüdischen Landgemeinden der Ortenau. Erwähnt werden auch an anderer
Stelle die völlige Schlichtheit des Sarges, die Begleitung durch christliche
Freunde und Bekannte jeweils bis zum Ortsausgang, die rituellen Waschungen
oder aber die wichtige Funktion, welche die so genannte Beerdigungsbruderschaft
im Kontext von Sterben und Tod in den jüdischen Gemeinden
einnahm.5

Die religiösen Gebräuche der Ortenauer Landjuden bleiben auch nach
zahlreichen lokalgeschichtlichen Einzelstudien noch immer eine Forschungsaufgabe
. Wie vielerorts lassen sich Einblicke in die Binnenstruktur
der jüdischen Gemeinden, in ihr konkretes soziales sowie religiöses Handeln
angesichts quantitativ begrenzter schriftlicher oder objekthafter Quellen
heute nur noch mit Mühe gewinnen.6 Hinzu kommt eine verständliche
Zurückhaltung seitens derjenigen Forscherinnen und Forscher, die selbst
nicht aus der jüdischen Kultur stammen oder im Umgang mit jüdischen
Quellen in den meisten Fällen schon an der Sprachbarriere scheitern.
Durch die Betonung explizit kulturgeschichtlicher Ansätze in der historischen
Forschung ist in den letzten Jahren das Interesse an Themen aus dem
Alltags- und Kultusleben der jüdischen Gemeinden jedoch enorm angestiegen
.7 Jüdische Geschichte, auch jüdische Regionalgeschichte, wird inzwischen
nicht mehr ausschließlich als „Opfergeschichte" betrachtet. Vielmehr
treten die Mitglieder der früheren jüdischen Gemeinden zunehmend
als Träger eigenständiger kultureller, sozialer und religiöser Traditionen
und Aktivitäten ins Blickfeld. Was bisher beispielsweise mit Blick auf die
Kultusbauten8, die Sprachformen9 oder die wenigen Überreste der alltäglichen
Gebrauchsliteratur10 an lokalgeschichtlicher Forschungsarbeit begonnen
wurde, wäre sinnvollerweise durch Studien zur Religionspraxis in
den einzelnen Gemeinden zu ergänzen. Dazu ist es gerade in der regional-
und lokalgeschichtlichen Forschung nötig, die Ebene der Grundkenntnisse
und Allgemeinaussagen zu verlassen, um Besonderheiten und Charakteristika
zu erkennen und würdigen zu können. Der folgende Beitrag zur „sozialen
Institution"11 der jüdischen Beerdigungsbruderschaft versteht sich
demnach als Anstoß zu einer intensiveren Forschung zur Binnenstruktur
der jüdischen Landgemeinden.

Die „Heilige Gemeinschaft"

Unter den Institutionen einer jüdischen Gemeinde nimmt die wohltätige
Beerdigungsbruderschaft den wohl wichtigsten und angesehensten Rang
ein. Die „Heilige Gemeinschaft" (Chewra Kadischa: Kt2P7p gehört
zu den ältesten sozial-religiösen Einrichtungen innerhalb der jüdischen Gemeinden
. Da nach jüdischem Gesetz keiner am Tod verdienen soll, übernehmen
ausgewählte Gemeindemitglieder die mit den Sterbefällen zusammenfallenden
Arbeiten und rituellen Funktionen. In der Regel folgte


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