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Bräuche, Sitten und Traditionen aus dem einstigen Flecken Willstätt
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Kirche und Konfirmation
Judika war bis im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts der Konfirmationssonntag
. Es war der zweite Sonntag vor Ostern.
Ein Konfirmand des Jahres 1898 hat festgehalten, dass die Gemeindeglieder
, vorwiegend die Paten (Götteln und Pfetter) und Honoratioren vor
dem Festgottesdienst Spalier standen. Beim Einzug in die Kirche mussten
die Konfirmanden jedem die Hand geben.
Die Prüfungen des damaligen Pfarrer Bender waren gefürchtet. Nach
dem Gottesdienst blieb den Konfirmanden kaum Zeit zum Mittagessen,
denn es warteten bereits zwei Leiterwagen, die sie nach Achern und zum
Edelfrauengrab bringen sollten. In Achern waren sie Gäste des dortigen
Pfarrers, der sie mit Würstchen und Bier verköstigte.
Gegen 22.00 Uhr kamen die Konfirmanden todmüde nach Hause.
Nach alter Tradition wurde anschließend bei der ältesten Konfirmandin
und dem ältesten Konfirmanden Kaffee getrunken. Dabei wurden die Mädchen
vom Gastgeber mit Brezeln beschenkt und die Buben mit Honigzucker
und Gutsle. Die Brezeln wurden auf einem langen Stecken aufgereiht,
den die Buben der 7. Klasse nachmittags im Gottswald holten. Als Belohnung
erhielten diese Bonbons geschenkt.
Für die Konfirmanden war es ein sehr anstrengendes Fest. Es ist anzunehmen
, dass für sie der folgende Montag schulfrei war.
Bis Mitte der 1950er-Jahre hielt sich der Brauch in abgewandelter
Form. Am Palmsonntag Nachmittag wurden die Konfirmanden zum Kaffee
ins Pfarrhaus eingeladen.
Anstelle des heutigen Dankopfers wurde im Konfirmandenunterricht
eine Dose aufgestellt, in die man etwas Geld einlegte.
Am Sonntag nach der Konfirmation traf man sich bei den ältesten Konfirmanden
zum Kaffee. Gegenseitige Geschenke gab es nicht mehr.
Am Palmsonntag durften die Konfirmanden in ihren schwarzen Kleidern
zum ersten Mal an der Feier des „Heiligen Abendmahles" teilnehmen.
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