http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0177
Bräuche, Sitten und Traditionen aus dem einstigen Flecken Willstätt
III
Täufling Sabine Hahn mit Uropa
1961
sie über das Kissen ausgebreitet werden konnten. Die Ausstattung und
Ausschmückung des Säuglings hing von den finanziellen Möglichkeiten
der Familie ab.
Kranke und schwächliche Säuglinge wurden gleich nach der Geburt zu
Hause getauft. Kein Kind sollte ungetauft sterben müssen.
Nach dem 2. Weltkrieg setzte sich die Tradition in gewohnter Weise
fort, veränderte sich jedoch im Laufe der Jahre. Die Taufe fand nun im
Kindergottesdienst statt, die Kinder sangen Tauflieder. Nach der Taufe eilten
die Kinder gleich aus der Kirche, um einen guten Platz aufs Zollerbecke
Staffel (ehemalige Bäckerei Helfrich) zu bekommen. Nach der Taufe
warfen die Paten „Gutsle" in die wartende Kinderschar. Das war stets etwas
Besonderes. Es kamen auch Kinder, die nicht im Kindergottesdienst
waren. Es sprach sich herum, wer und wann getauft wird. Damals hatten
die Kinder kein Geld, um sich Süßigkeiten zu kaufen.
Seit Ende der 1970er-Jahre werden die Kinder während des Gottesdienstes
getauft. Es soll versinnbildlichen, dass der Täufling in die „Christliche
Gemeinschaft" aufgenommen wird. Dies wird heute - im Jahre 2008 -
noch genauso praktiziert. Nur sind die Kinder in der Regel älter und haben
keine spezielle Taufkleidung mehr an, aber sie werden immer fein und
hübsch angezogen. Die Tradition des „Gutsle-Werfens" verlor sich in den
1970er-Jahren. Seit etwa 1980 wird jedem Täufling ein Bibelvers zugedacht
.
Viele Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr taufen.
Eine sehr alte und schöneTradition waren die „Göttelbriefe", die es leider
nicht mehr gibt. Diese Briefe beinhalteten die besten Wünsche für das
Kind.
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