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Ingrid Hahn
weicht, damit sich der Schmutz leichter löste. Am Tag darauf wurde sie
leicht ausgewaschen und auf dem Küchenherd im Waschkessel gekocht
und mehrmals mit dem „Wäschbengel" bewegt.
Nach Erkalten der Waschbrühe wurde die Wäsche ausgewaschen, ausgewrungen
und an der Kinzig, am Bach oder Rötzgraben „ausge-
schwängt", bis keine Seifenblasen mehr im Wasser zu sehen waren. Für
das heutige Umweltverständnis wäre dieser Spülvorgang nicht mehr denkbar
. Bettbezüge, Leintücher, Tischdecken und größere Wäscheteile legte
man auf die Gewässerwiesen zum Bleichen. Man besprengte die Wäsche
zwischendurch mit Wasser, um einen blütenweißen Effekt zu erreichen.
Blendend weiße Wäsche war für die Hausfrauen jener Zeit sehr wichtig.
Die Buntwäsche wurde in gleicher Weise gewaschen, nur nicht gekocht
und gebleicht, dafür kräftig gebürstet.
An Regentagen und im Winter musste die Wäsche daheim und viel umständlicher
gewaschen und getrocknet werden.
Es gab auch Waschfrauen, die in den Häusern die Wäsche wuschen, um
etwas Geld und Essen zu verdienen. Sie kamen oft mit blutenden Fingern
nach Hause.
Im Rötzgraben „schwängte" man nicht nur die Wäsche, er war an warmen
Samstagen auch Treffpunkt für die anstehende Wochenend-Körperpflege
.
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